25 Werke des Schwabinger Kunstfunds sind bisher im Netz veröffentlicht worden

Hamburg. Gemälde von Marc Chagall, Honoré Daumier, Max Liebermann und Henri Matisse, Aquarelle von Otto Dix, Conrad Felixmüller, Grafiken der Dresdner Maler Otto Griebel, Bernhard Kretzschmar und Wilhelm Lachnit sowie Zeichnungen von Théodore Rousseau und Carl Spitzweg gehören zu den Werken aus dem spektakulären Münchner Kunstfund, die die Behörden inzwischen auf der Lostart-Datenbank (www.lostart.de) veröffentlicht haben. Es handelt sich um 25 von insgesamt mehr als 1400 Werken, ausgewählt wurden sie, weil in diesen Fällen „der begründete Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug“ bestehe.

Der internationale Druck auf die deutschen Ermittlungsbehörden ist in den letzten Tagen enorm gewachsen, immer lauter wird die Kritik an der jahrelangen Geheimhaltung des Bilderfunds. Mit der Veröffentlichung der ersten Werke habe die Bundesregierung einen Schritt getan, „um Druck von sich zu nehmen“, sagte der in Washington lebende Historiker und NS-Raubkunstforscher Willi Korte in einem Interview.

Parallel zu den Ermittlungen der Augsburger Staatsanwaltschaft soll möglichst schnell eine aus sechs Provenienzforschern bestehende „Taskforce“ unter Leitung der früheren Ministerialdirektorin Ingeborg Berggreen-Merkel die Erwerbungsgeschichte besonders verdächtiger Werke klären. Nach staatsanwaltschaftlichen Angaben müssen etwa 970 der insgesamt mehr als 1400 aufgefundenen Werke entsprechend geprüft werden. Davon könnten 380 der „entarteten Kunst“ zugerechnet werden, bei 590 Gemälden müsse zudem untersucht werden, ob sie ihren Vorbesitzern verfolgungsbedingt genommen worden seien. Aber selbst wenn sich dieser Verdacht erhärtet, könne man über das weitere Vorgehen noch nichts sagen, erklärte ein Sprecher des bayerischen Justizministeriums. Eventuell müssten die Erben der Vorbesitzer eine Zivilklage gegen Gurlitt anstrengen. Möglicherweise stehen einem solchen Vorgehen jedoch Verjährungsfristen entgegen. Regierungssprecher Steffen Seibert kündigte an, noch diese Woche weitere Einzelheiten zum Prozedere zu veröffentlichen.