Auf dem neuen Album „3 is ne Party“ beschäftigt sich das Hip-Hop-Trio mit seinen Kernthemen Liebe und Hamburg

Hamburg. Silberhochzeit ist in vier Jahren. Oder 25. Jubiläum, denn Fettes Brot ist kein Paar, sondern ein Trio. Doch die Partnerschaft von König Boris, Doktor Renz und Björn Beton hat durchaus etwas von einer Ehe. Keine andere Hamburger Combo aus den seligen Hip-Hop-Tagen um die Jahrtausendwende hat es ohne Besetzungswechsel bis in die Gegenwart geschafft. Zusammengefunden haben die drei schon 1992 in einem Schenefelder Jugendzentrum, jetzt schlurfen sie nacheinander in den Interviewraum im Konsumkulturhaus Lokal und nehmen an einem rohen Holztisch Platz. Das Lokal ist ein altes Stadthaus an der Max-Brauer-Allee und ein Treffpunkt für Kreative, nicht weit entfernt vom Studio der Brote. „Es hat wieder gejuckt“, sagt König Boris, deshalb sei die selbst verordnete Pause vorbei. Am heutigen Freitag erscheint „3 is ne Party“, das heiß erwartete neue Album von Fettes Brot.

„Wir haben uns mal wieder erlaubt, Songs über unsere Kernthemen zu machen“, sagt Boris. „Liebe, Hamburg, Party.“ Einen Song mit einem Mädchennamen gibt es auch. Nach Emanuela und Bettina taucht nun eine Josephine auf, allerdings mit dem Zusatz „Schreikind“. Ob es ein Lied über eines der Kinder von Doktor Renz oder Björn Beton ist, verraten die beiden Väter in der Band nicht. „Toller Popname, Josephine Baker stand dafür Pate“, erklärt König Boris., „Unsere Josephine Baker hätte auch Battle-Rapperin werden können“, wirft Doktor Renz ein. „Starke Frauen sind schon immer ein Leitthema bei Fettes Brot gewesen. Und die findet man im Hip-Hop ja nicht so schnell.“

Interviews gibt das Trio grundsätzlich gemeinsam, die Gesprächsatmosphäre ist entspannt. Niemand drängt sich in den Vordergrund, man fällt sich nicht gegenseitig ins Wort. Es ist fast wie auf der Bühne, wo jeder seine Strophen rappt und nur die Refrains gemeinsam skandiert werden. Doktor Renz lümmelt auf seinem Stuhl und kommentiert meistens als letzter, Boris ist der geborene Plauderer, Björn der Ernsthafteste.

Er räumt ein, dass die Band Ende 2010 tatsächlich nicht gewusst habe, ob es dieses Album noch geben würde. „Als wir die Pause nach außen kommuniziert haben, war nichts sicher. Es hätte auch anders laufen können“, sagt er. Kreative Auszeiten hat die Band in ihrer langen Karriere immer wieder genommen, doch nie zuvor hatte jemand ein Soloalbum gemacht wie Boris 2012 mit seinem Projekt „Der König tanzt“.

Während Boris mit seinem Projekt noch unterwegs war, hatten Björn und Doktor Renz schon wieder begonnen, an neuen Tracks zu arbeiten. „Wir sind intuitiv vorgegangen. Viele Aufnahmen haben wir in ihrer Ursprünglichkeit so gelassen, weil wir sie so nie wieder hinbekommen hätten. Früher haben wir uns manchmal in Kleinstarbeit begeben, diesmal haben wir mit gröberem Messer ausgeschnitten“, erzählt Doktor Renz. Björn Beton ergänzt: „Wir wollten eine ruppige Platte machen, bei der alles bis zum Anschlag aufgedreht ist.“ Der Sound auf „3 is ne Party“ hat mehr Electro und weniger Soul, „Kannste kommen“ erinnert mit seinen Casio-Beats an frühe 80er-Jahre, „KussKussKuss“ geht mit seinem rumpeligen Beat in einen ähnliche Richtung wie Deichkind gegangen ist.

Fettes Brot steht seit den Anfängen vor 21 Jahren nicht nur für fröhliche Partymucke, sondern auch für intelligenten Wortwitz. Ein besonders lustiges Beispiel findet sich mit „Für immer immer“ auf dem neuen Album. Die Idee dazu stammt von Insterburg & Co., die in den 70er-Jahren einen Song mit dem Titel „Ich liebte ein Mädchen“ geschrieben hatten.

Fettes Brot nehmen die Idee von Lieb- und Ortschaften wieder auf und finden dazu neue Zweizeiler mit so schönen Reimen wie „Ich liebte ein Mädchen in Altona / Sie war wie der Winter kalt und klar“ oder „Ich liebte ein Mädchen in Madrid / Sie hat mehr geraucht als Helmut Schmidt“. „Es hat Spaß gemacht, sich Städte und Reime auszudenken, in der jede Zeile eine Punchline ist. Vielleicht erzählen wir die Geschichte noch mal mit anderen Städten weiter, die diesmal nicht dabei sind“, sagt Björn Beton.

Einen Gentrifizierungssong gibt es auch auf „3 is ne Party“. „Dynamit und Farben“ heißt er, und Boris erklärt ihn so: „Fettes Brot malert sich die Welt so, wie sie uns gefällt. Für mich sind zum Beispiel diese riesigen Werbebanner an Häuserwänden eine größere Verschandelung, als wenn jemand ein buntes Bild auf eine S-Bahn malt. Wem gehört die Stadt? Darauf läuft es doch hinaus.“

Um ihre Solidarität mit dem Viertel deutlich zu machen, in dem sie leben, gibt es am Sonntag um 20 Uhr ein Konzert von Fettes Brot in der gerade wieder in die Diskussion gekommenen Roten Flora. Die drei Rapper wollen mit dem Auftritt ihre Solidarität mit dem autonomen Zentrum in der Schanze zum Ausdruck bringen. Karten für dieses Konzert gibt es nur an der Abendkasse. Das nächste reguläre Konzert der „Brote“ ist auch schon terminiert: 30. Dezember, 20 Uhr, O2 World.

Fettes Brot: „3 is ne Party“ (FB Schallplatten)