Anwälte haben sich dieses Mal offenbar nicht eingemischt. Im „Contergan“-Fall war das noch anders. Da gelang es dem Hersteller, der Firma Grünenthal, die Ausstrahlung des für sie katastrophalen Films ein Jahr lang zu verhindern. Der WDR-Zweiteiler wurde dann im November 2007 ausgestrahlt. Allerdings um den Preis, dass sich die ARD verpflichtete, im Abspann zu erklären, ihr Film sei weitgehend fiktional. Dieses Mal geht die Produktionsfirma – es ist wieder das Kölner Unternehmen „Zeitsprung“ – von vornherein auf Nummer sicher. Bevor „Blutgeld“ beginnt, wird ein Schriftzug eingeblendet: „Dieser Fernsehfilm ist inspiriert durch wahre Begebenheiten. Alle handelnden Personen und ihre beruflichen und privaten Handlungen und Konflikte sind jedoch frei erfunden.“

Man kann gut begreifen, dass „Zeitsprung“ keine Neuauflage des „Contergan“-Streits erleben wollte, aber gut bekommen ist das dem neuen Film nicht. Der 90-Minüter, der den Blutkonserven-Skandal der 1980er-Jahre aufarbeitet, in denen Bluter auch noch mit Aids infiziert wurden, als Politiker und Ärzte längst wussten, dass das aus Plasma gewonnene Blutgerinnungsmittel HI-Virenträger war, wirkt wie die Inszenierung eines Lehrstücks. Absichtsvoll. Selbst Schauspieler wie Heio von Stetten und Jürgen Tarrach können den offenkundig auf Justiziabilität abgeklopften Texten kein Leben einhauchen. Der Zuschauer bleibt seltsam unbeteiligt, obwohl sich René Heisig (Regie) auf das Schicksal dreier Brüder konzentriert, von denen zwei an Aids sterben. Dem jüngsten (Max Riemelt) fällt es zu, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, nachdem sich sein einziger Zeuge aufgehängt hat. Diesen rüden Einfall – man sieht die Füße des Krankenhausarztes plötzlich im Bild baumeln – darf man dem Regisseur übel nehmen. Zum Film passt er nicht.

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. „Blutgeld“ will einen der größten Skandale in Erinnerung rufen, die das deutsche Gesundheitswesen je erschüttert haben – von 4000 Blutern wurden 1846 mit HIV infiziert, 423 davon starben an Aids –, und verhebt sich an seinem Thema. Zu blass und holzschnittartig bleiben die Täter (Rudolf Kowalski ist der Arzt, dem die Brüder vertrauen und der sich als Marionette der Industrie erweist, Heikko Deutschmann spielt den zynischen Pharma-Vertreter), und die politischen Konsequenzen lässt der Film ganz weg. Dabei feuerte der damalige Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer 1993 den Chef des Bundesgesundheitsamtes, das wenig später ganz zugemacht wurde.

„Blutgeld“ Mo ZDF 20.15