Der rappende Geschäftsmann Jay Z kommt am 27.Oktober in die O2 World

Manchmal könnte man vergessen, dass Jay Z Rapper ist. Geschäftsmann trifft es eigentlich besser. Denn der von 17 Grammys abgestützte Berg der Dollarbündel, auf dem er nach mehr als 50 Millionen verkauften Tonträgern thront, wird nicht einfach für Partys und Schmuck ausgegeben, auch wenn die goldene Kette auf dem Foto rechts, eigentlich eine Ankertrosse für Flugzeugträger, anderes vermuten lässt.

Werfen wir einen kleinen Blick auf das Imperium von König Midas alias Jay Z alias Shawn Corey Carter: Er hat seine Anteile in Sportbar-, Kleidungs- und Beauty-Ketten, an Videospielreihen, an einer Spieleragentur, am Arsenal F.C. in der englischen Premier League und am NBA-Team Brooklyn Nets. Letztere zogen mit viel Hilfe von Jay Z vom drögen New Jersey in das Viertel, in dem er aufwuchs. Auch beim neuen Logo und bei den schwarz-weißen Teamfarben legte der zertifizierte Baseball- und Basketball-Agent Hand an, um das jahrzehntealte Image der grauen NBA-Maus zu wandeln – in Sachen Fanartikel-Verkauf sind die Nets jedenfalls schon Spitze, und Jay Z konnte seine Teamanteile ruhigen Gewissens wieder verscheuern.

Was er anfasst, Ankertrossen zum Beispiel, wird zu Gold. Und nur das Beste ist gut genug. So konnte seine Ehefrau nur eine Beyoncé Knowles sein, der er 2008 nach langer Beziehung und gemeinsamen Hits wie „Crazy In Love“ einen fünf Millionen Dollar teuren Ring an den Finger steckte. Das waren immerhin 1 Prozent seines Vermögens.

Und – natürlich – war das alles nicht absehbar, als Jay Z, Jahrgang 1969, als Kind wie seine Kumpels Dr. Dre oder P. Diddy oder seine Schulkameraden The Notorious B.I.G. und Busta Rhymes in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Zwischen Crackdealern und Huren streunte er mit drei Geschwistern um die damals berüchtigten Marcy Houses in Brooklyn, und entging laut eigener Aussage mehrfach auf ihn abgefeuerten Schüssen. Als seine alleinerziehende Mutter ihm einen Ghettoblaster schenkt, beginnt er zu rappen und Ende der 80er mit seinem Mentor (und späteren Erzfeind) Jaz-O zu arbeiten. Doch bei allem Talent, was ihm Kollegen wie LL Cool J oder Big Daddy Kane attestieren, muss Jay Z seine Aufnahmen aus dem Auto heraus verhökern. Erst mit der Gründung des eigenen Labels Roc-A-Fella Records und den ersten Alben „Reasonable Doubt“ (1996) und „In My Lifetime, Vol. 1“ (1997) geht es aufwärts, aber das steil und bis heute ohne Ausreißer nach unten.

Alle 13 (!) folgenden Alben von „Vol. 2: Hard Knock Life“ (1998) bis „Magna Carta… Holy Grail“ (2013) dominierten die US-Charts. Dazu kommen diverse Singles, Greatest-Hits-Ableger und Kollaborationen. Das Zeug geht weg wie Nets-Basketballkappen, weil Jay-Z seine Tracks mit enormem Pop-Appeal, zum Beispiel mit Samples der Soul-Idole seiner Mutter oder einem Unplugged-Album (2001) versieht. Das Musterbeispiel ist die New-York-Hymne „Empire State Of Mind“ (2009), ein Duett mit Alicia Keys, das sicher noch lange auf den Tanzflächen der Mainstream-Clubs mitgesungen werden wird.

Da muss auch ein Timbaland, immerhin als Produzent einer der erfolgreichsten der letzten zwei Dekaden, am 27.Oktober in der O2World als Support auftreten. Denn Rapper mag es bessere als Jay Z geben. Als Stratege aber können ihm nur Wasserträger die Flasche reichen.

Jay Z, Timbaland So 27.10., 20.00, O2 World (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 63,90 im Vvk.; www.lifeandtimes.com