Vom Konzertbesuch bis zum Wein nach Feierabend – die Ausgehtipps ehemaliger Abendblatt-Redakteure und -Mitarbeiter führen uns durch die halbe Stadt.

Braband

Ein Platz, an dem ich gerne den Tag ausklingen lasse, ist das Braband. Für mich von zu Hause aus bequem zu Fuß zu erreichen, ist das Bistro der perfekte Ort, um im Alltag zu genießen, was ich an Hamburg besonders mag: die Möglichkeit, ständig aufs Wasser zu gucken. Für ein ungestörtes Gespräch mit Freunden oder eine Stunde mit einem Buch und Wein auf der Terrasse direkt an der Alster zieht es mich regelmäßig hierher. Ab und zu wandert mein Blick auf die vorbeiziehenden Ruderer, und ich lausche der fordernden Stimme des begleitenden Trainers aus dem Megafon. Freundlich geht es in dem umgebauten ehemaligen Toilettenhäuschen zu, und (fast) immer finde ich ohne Reservierung meinen Tisch. Es gibt nur wenige Gerichte, lecker und angenehm unspektakulär. (Braband, Alsterdorfer Damm 18, T. 38 67 71 61)

Bettina Naber, 51, war lange verantwortlich für die Museumsbeilage und ist heute Gestalttherapeutin

Rolf-Liebermann-Studio

An das erste Mal kann ich mich nicht mehr erinnern. Wie es war, das Haus zu betreten. Wie es war, im Saal selbst Musik zu hören. Eines aber weiß ich genau: Das Rolf-Liebermann-Studio des NDR ist für mich einer der schönsten Konzertorte. Warum? Weil ich hier meine Liebe zur Neuen Musik entdeckt habe. Und weil ich hier erlebt habe, dass die Musik unserer Neutöner genauso undurchschaubar, klar, verwirrt, leidenschaftlich und erstaunt sein kann wie das Leben. Das Studio schafft eine Nähe zwischen Publikum und Musikern, eine intime und kommunikative Atmosphäre. Und genau in diesem Flair entstehen jene Augenblicke, in denen alle gepackt sind. (Rolf-Liebermann-Studio, Oberstr. 120)

Bettina Brinker, 37, war Mitarbeiterin im Kulturressort. Sie ist Pressesprecherin des Schleswig-Holstein Musik Festivals.

Laeiszhalle

Die Musikhalle war und ist und bleibt eine Hamburger Institution wie das Volksparkstadion. Der Saal wurde eigens für die Musik ihrer Zeit gebaut: Mahler, Brahms, Bruckner, Strauss etc. Es ist zu befürchten, dass – sollte einmal die Elbphilharmonie bespielbar sein – Hammonia kein Geld mehr für die dringend notwendige Restaurierung haben wird. Es wäre das Ende, und dazu sollte es nicht kommen. (Musikhalle/Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz).

Helmut Söring, 76, war von 1982 bis 2001 Ressortleiter Kultur. Er ist im Ruhestand.

Cuneo

Das Cuneo auf St. Pauli ist mit 108 Jahren nicht nur Hamburgs ältestes italienisches Restaurant, sondern längst eine Legende wie sein Inhaber Franco Cuneo, der nach mehr als 40 Jahren als Patron der Kultstätte die Geschäfte an seine Tochter Franca übergeben hat. Als ich vor 30 Jahren nach Hamburg kam, haben mich Journalistenfreunde gleich mit zu Franco genommen, für die das Restaurant wie bald auch für mich eine Art Wohnzimmer wurde. Hier wurden Freundschaften und Ehen begründet, gefeiert und manchmal auch getrennt. Das Essen war von gleichbleibender Qualität zu reellen Preisen. Heute bin ich nicht mehr so oft bei Cuneo. Man wird ja älter. Für viele von uns ist die Einladung zum Geburtstag des Lokals so wichtig wie ein Senatsempfang. Da essen und trinken nicht nur grauhaarige Herren und Damen miteinander, da sitzen auch 30-Jährige neben Menschen in den Vierzigern und Fünfzigern, alle Freunde von Franco und Franca – wie die Lebensringe eines Restaurants (Cuneo, Davidstraße 11, T.31 25 80)

Karl Günther Barth, 65, war von 2001 bis April 2013 Mitglied der Chefredaktion und arbeitet jetzt als Kolumnist und Medienberater

Schauermann/Kuchnia

Nach dem Schwelbrand vor ein paar Wochen ist das Schauermann seit Kurzem endlich wieder geöffnet. Nirgendwo kann man so herrlich, elegant und lässig maritim oberhalb von St. Paulis Hafenstraße auf die Docks schauen, den Kiez im Hintergrund, die Golden-Pudel-Nachtschwärmer vor der Nase und köstlichen Fisch auf dem Teller mit einem klasse Weißwein an den weiß eingedeckten Tischen. Finden übrigens auch Heranwachsende super! (Schauermann, St. Pauli Hafenstraße 136–138, T.31 79 46 60)

Und im polnischen, bunt gekachelten und liebevoll mit Wachstischdecken ausgestatteten Imbiss-Kneipen-Wohnzimmer-Stil-Lokal Kuchnia gibt es die beste Piroggen-Karte, Vodka-Mische in allen Variationen und echt cooles, junges Publikum, das aus kunterbunten Gläsern trinkt. Im Hintergrund dudelt Jazz, polnischer Techno oder auch Klassik von Chopin! (Kuchnia, Talstraße 87, T. 822 61 25)

Nataly Bombeck, 48, war Redakteurin im Ressort Hamburg Persönlich. Sie leitet jetzt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Elbphilharmonie

Trinkhalle im Stadtpark

Seine schönen Rotklinker-Fassaden verdankt Hamburg dem früheren Oberbaudirektor Fritz Schumacher. Sein erstes Werk in Hamburg war die Planung und Umsetzung des Stadtparks, der 2014 seinen 100. Geburtstag feiert und in dem er auch erstmals den charakteristischen Rotklinker verwendete. Eines der beiden im Stadtpark noch erhaltenen Schmuckstücke ist die 1915/16 entworfene Trinkhalle In ihr wurden Heilwässer ausgeschenkt. Seit Juni kann man in dieser ruhigen Ecke leckeren Kaffee, Kuchen und Speisen wie Quiche oder Suppen genießen – am besten an einem sonnigen Nachmittag auf der Terrasse mit Blick auf den vorgelagerten Kurgarten. (Trinkhalle, Südring1,T.0176/57103789).

Rainer Horn, 44, war Wirtschaftsredakteur. Er arbeitet als Sprecher von Hapag-Lloyd.

Casa de Aragon

Abende, an denen sich unverhofft eine Ausgehmöglichkeiten ergibt, können stressig sein. Wohin? Endlich mal etwas Neues ausprobieren? Was ist gerade angesagt? Ich habe mich von diesen Zwängen befreit. Jeder Abend im Casa de Aragon mit einem sensationellen Lammfilet war bisher – und das schon seit mehr als 20 Jahren – den Besuch wert. (Casa de Aragon, Eppendorfer Weg 240, T. 420 29 03)

Maike Röttger, 46, war Politikredakteurin. Sie ist jetzt Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks Plan International Deutschland.

Newport

Ein wenig Paris (Brioche und Cremant), etwas England (Scones mit Clotted Cream) und eine Prise Toskana (Salami, Schinken): Unter der weißen Markise des Newport in Groß Flottbek fühle ich mich fast wie im Urlaub. Mittags serviert der Chef („Bonjour, Madame!“) frisch gemahlenen Kaffee und Quiche mit Salat, abends treffen mein Mann und ich uns hier gern mit Freunden auf ein Glas französischen Wein. Vor Kurzem bin ich mit meiner Familie aus der Stadt in die Elbvororte gezogen und erfreue mich im Newport jedes Mal an der frischen Brise. Auch meine Kinder sind gern gesehen und kauen fröhlich Croissants, während ich mich durch das Sortiment an Tageszeitungen und Magazinen lese. Die perfekte Oase im Alltag. (Newport, Waitzstr. 18, T. 22 62 30 45)

Kristina Johrde, 44, war Chefreporterin in der Lokalredaktion. Sie berichtet für französische, amerikanische und britische TV-Sender aus Deutschland.