Feiner Funk mit Trombone Shorty im Gruenspan und Maceo Parker in der Fabrik

Trombone Shorty ist gerade sehr gefragt. Wenn irgendjemand in Rock, Funk oder Jazz einen Posaunisten für einen Gastauftritt sucht, wendet er sich an Troy Andrews aka Trombone Shorty. Rapper Mos Def sicherte sich seine Dienste ebenso wie die Soul-Kanone Cee Lo Green oder Altmeister Rod Stewart. Mit seiner eigenen Band ist der 27-Jährige ebenfalls dauernd auf Tour, da ist wenig Zeit im Terminkalender, um ein neues Album aufzunehmen. „For True“, den Vorgänger der aktuellen Platte „Say That To Say This“ hatte Shorty zwischen Tür und Angel bei ein paar nächtlichen Sessions eingespielt und dennoch überschwängliche Kritiken bekommen. Für das neue Werk, das er am 14. Oktober in Hamburg live präsentiert, hat der Mann aus New Orleans sich richtig Zeit genommen. Jedenfalls für seine Verhältnisse. Einen ganzen Monat reservierte er für die Studioaufnahmen in Los Angeles.

Trombone Shorty hat mit „Say That To Say This“ das Rhythm-&-Blues-Album aufgenommen, das man seit Jahren von ihm erwartet hat: erdigen Funk und Soul mit groovendem Rhythmus und mitreißenden Soli auf seiner Posaune. Für seine dritte Platte auf dem ehrwürdigen Verve-Label hat er mit Raphael Saadiq einen Produzenten verpflichtet, der ganz genau weiß, wie es geht. „Er verfügt über ein immenses musikalisches Wissen und weiß, wie man ein Hitalbum macht“, sagt Shorty über Saadiq. Der war früher Mitglied der R&B-Band Tony!Toni!Toné! und hat später als Produzent erfolgreich für schwarze Künstler wie D’Angelo, Mary J. Blige, John Legend und Macy Gray gearbeitet.

Wichtig war Shorty bei seiner neuen Platte, den typischen Sound seiner Heimatstadt New Orleans zu erhalten. Deshalb bat er eine Reihe von Musikern zu einer Session, die in Mississippi Legendenstatus besitzt, aber seit 1977 nicht mehr zusammen musiziert hat. Für die Ballade „Be My Lady“ holten Saadiq und Trombone Shorty The Meters in Originalbesetzung ins Studio. Unter anderen gehörten Keyboarder Art Neville und Perkussionist Cyril Neville zu den Meters. „Wir wollten Musik aufnehmen, die den James-Brown-Funk mit dem Sound der Meters und der Neville Brothers vermischt und obendrauf noch das zeigt, was ich so mache“, erklärt Shorty.

In den zehn neuen Songs klingt Shorty besonders in den Stücken, in denen er auch singt, wie ein Verwandter von Lenny Kravitz. Stimmlage und Phrasierung sind ähnlich, auch die Art wie sein Gitarrist den Rhythmus vorantreibt, erinnert an den afroamerikanischen Rockmusiker. Überraschend ist der Einfluss nicht, denn Trombone Shorty war eine Zeit lang Mitglied in Kravitz’ Band.

Seinen Künstlernamen erhielt Troy Andrews übrigens schon als kleiner Junge. Zusammen mit seinem älteren Bruder wollte er in einer der Marching Bands von New Orleans mitmarschieren. Doch seine Arme waren zu kurz, um eine Posaune ziehen zu können. Also trug er das Instrument oder blies auf dem Mundstück. Seinen Namen hatte der kleine schwarze Junge schnell weg: „Trombone Shorty“ wurde er genannt, ein Begriff, den Troy beibehalten hat und der immer mehr zum Markenzeichen wird. Im vergangenen Herbst wurde er vom Fachmagazin „downbeat“ zum besten Jazzposaunisten gewählt, eine Auszeichnung, die in Jazzkreisen einem Ritterschlag gleichkommt. Nachdem Shorty vor ein paar Jahren im Knust und im Uebel & Gefaehrlich gastiert hat, spielt er mit seiner Band Orleans Avenue am 14.10. im Gruenspan.

Außerdem hat „der Kurze“ in dieser Woche gewichtige Konkurrenz in Sachen Funk. Maceo Parker, Saxofonist und ein entscheidendes Mitglied in James Browns legendärer Band, gastiert am 16. Oktober – wie gewohnt – in der Fabrik. Kollaborationen zwischen dem 27- und dem 70-Jährigen hat es in der Vergangenheit auch schon einige gegeben. Im vergangenen Jahr standen sie gemeinsam beim Northsea Jazz Festival auf der Bühne. In der kommenden Woche kommt es zum Fernduell der beiden Protagonisten – in Hamburg.

Trombone Shorty Mo 14.10., 20.00, verl. aus der Gr. Freiheit 36 ins Gruenspan (SReeperbahn), Große Freiheit58, Karten 30,-;

Maceo Parker Mi 16.10., 21.00, Fabrik (SAltona), Barnerstraße36, Karten 27,10 im Vorverkauf;