Wenig überzeugende Romanverfilmung: „Spieltrieb“

Wenn ein Schüler wie Alev (Jannik Schümann) an eine Schule kommt, müssten bei seinen Lehrern alle Alarmlichter rot leuchten. Alev ist gut aussehend, reich, arrogant, nihilistisch, ein typisches Beispiel für Wohlstandsverwahrlosung. Bei seinen Klassenkameradinnen ist er Hahn im Korb, seine jüngere Mitschülerin Ada (Michelle Barthel) hält ihn für einen Querdenker und Freigeist, wie sie selbst einer ist. Doch Alev ist ein Spieler mit sadistischen Zügen. Er bringt Ada dazu, den Sportlehrer Smutek (Maximilian Brückner) zu verführen, filmt den Beischlaf heimlich und erpresst Smutek mit den Aufnahmen. Immer wieder zwingt er Lehrer und Schülerin zum Sex vor seiner Kamera. Doch als Ada sich in Smutek verliebt, drehen sich die Machtverhältnisse in diesem Dreieck.

Regisseur Gregor Schnitzler („Soloalbum“, „Die Wolke“) hat sich Juli Zehs vor zehn Jahren erschienenes Werk „Spieltrieb“ vorgenommen und für das Kino umgesetzt. Allerdings bleiben viele Facetten des 500 Seiten starken Romans auf der Strecke. Besonders die philosophischen Überlegungen der frühreifen Ada werden nur angedeutet, Smutek wirkt im Roman sehr viel sympathischer als in der Verfilmung. Die konzentriert sich im Wesentlichen auf den Handlungskern mit Alevs perversen Spielchen. Obwohl Jannik Schümann seine Rolle mit der gebotenen Boshaftigkeit ausfüllt, fehlt es den Bildern von Schnitzler und Kameramann Andreas Berger doch an der Kühle, die der Roman hervorruft. Die Reduktion auf den zentralen Konflikt wird dem Roman nicht gerecht.

+++-- „Spieltrieb“ D 2013, 102 Min., ab 12 J., R: Gregor Schnitzler, D: Michelle Barthel, Jannik Schürmann, Maximilian Brückner, täglich im UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; www.spieltrieb-derfilm.de