Zwei kleine Mädchen verschwinden. Auch in einem Thriller ist das eine nur schwer zu ertragende Ausgangslage. Zumal in „Prisoners“ sehr schnell klar wird, dass sie tatsächlich entführt wurden. Die quälenden Befürchtungen, was mit ihnen geschehen sein mag, bilden nicht nur den Antrieb allen weiteren Handelns im Film, sie werfen ihre düsteren Schatten auch über die Wahrnehmung des Zuschauers. „Prisoners“ gehört zu jener Sorte Film, die einen gefangen nehmen fast im wörtlichen Sinn. Und wer den letzten Film von Denis Villeneuve, „Die Frau, die singt“, gesehen hat, wird sich vielleicht erinnern, wie einschlägig der Franko-Kanadier die Komponenten bitter und erlösend zu verknüpfen weiß. Zunächst beginnt alles sehr stimmungsvoll im kleinstädtischen Pennsylvania; zwei Familien verbringen Thanksgiving miteinander. Die zwei jüngeren Mädchen wollen schnell etwas aus dem Nachbarhaus besorgen. Als ihr Fehlen bemerkt wird, wissen die Betroffenen wie auch die Zuschauer: Egal was kommt, nichts wird je wieder so sein wie vorher.

In einem langsamen, aber unerbittlichen Tempo folgt die Handlung einem Pfad mit Verdachtsmomenten und Hinweisen, die immer wieder neu- und umbewertet werden. Als Gegensatzpaar stehen sich dabei nicht etwa ein Verfolger und ein Verdächtiger gegenüber, sondern Dover (Hugh Jackman), der Vater eines der Mädchen und der Polizeiermittler Loki (Jake Gyllenhaal). Dass sie beide das gleiche Ziel verfolgen, macht ihr Duell so außergewöhnlich wie ergreifend.

++++- „Prisoners“ USA 2013, 153 Min., ab 16 J., R: Denis Villeneuve, D: Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal, Melissa Leo, täglich in den Cinemaxx- und UCI-Kinos; www.prisoners-derfilm.de