Viele Betroffene bemühen sich zu spät um eine Weiterbildung bei ihrem Chef. Eine Hamburger Karriereberaterin gibt Tipps

Hamburg. Bei dem einen hapert es an den Englischkenntnissen, der andere hat von Apps noch nie etwas gehört: Viele Berufstätige kennen ihre Schwächen. „Die Bereitschaft, an sich zu arbeiten, ist trotzdem häufig nur gering ausgeprägt“, sagt die Karriereberaterin Svenja Hofert aus Hamburg. Mit teils bitteren Folgen: Wer über Jahre versäumt hat, zum Beispiel im Netz am Ball zu bleiben, hat beim Verlust des Arbeitsplatzes mitunter große Schwierigkeiten, einen neuen Job zu finden. „Eine Weiterbildung pro Jahr, egal in welchem Bereich, sollte sich deshalb jeder Arbeitnehmer vornehmen.“

Die OECD hat den ersten PISA-Test für Erwachsene in Berlin vorgestellt. Dabei zeigte sich, dass die Menschen in Deutschland im internationalen Vergleich bei Schlüsselkompetenzen wie Lesen und Rechnen nur Durchschnitt sind. Auch am Umgang mit dem Computer hapert es: So scheitert jeder Achte (12,6 Prozent) bereits an grundlegenden Anforderungen. Ob jemand eine Weiterbildung braucht, kann er schnell herausfinden. Es reiche ein Blick in die Stellenanzeigen im eigenen Berufsbereich, erläutert Hofert. Sind in dem Anforderungsprofil Qualifikationen enthalten, die ein Berufstätiger nicht hat, ist es Zeit für eine Weiterbildung. Idealerweise gebe auch der Chef regelmäßig Feedback dazu, wo die Schwächen des Arbeitnehmers liegen, an denen er mit einer Weiterbildung arbeiten kann. „Wichtig ist, sich nicht über Jahre mit Halbwissen durchzuwurschteln, sondern aktiv zum Beispiel etwas an der eigenen Medienkompetenz zu tun“, rät Hofert. Nicht selten drücken Berufstätige sich jedoch auch deshalb vor einer Weiterbildung, weil gerade bei längeren Qualifizierungen – etwa einem Fernstudium – die Kosten sehr hoch sind. Vom Staat gibt es zwar zahlreiche Finanzierungshilfen für Weiterbildungen – darunter etwa Bildungsprämie, -gutschein und Aufstiegsstipendium.

Teilweise richten sich diese Programme jedoch nur an bestimmte Zielgruppen, oder es gibt Hürden wie Einkommensgrenzen. „Vielen bleibt nur, den Arbeitgeber um Unterstützung zu bitten“, sagt Hofert. Für den sei ein Zuschuss zur Weiterbildung nicht selten günstiger als eine Gehaltserhöhung. Als Ergänzung könnten Berufstätige zur Finanzierung auch einen zinsgünstigen Bildungskredit der staatlichen KfW-Förderbank in Betracht ziehen.