Er hat keinen Namen, der Mann, der sich aufgrund einer Nervenstörung keine Gesichter merken kann, und der sein Leben riskiert, um das mysteriöse Verschwinden seines Großvaters aufzudecken. Nach dem Tod des Vaters, der sich vor seinen Augen erschossen hat und dessen letztem Wunsch (er sollte des Vaters geliebte Hündin Beta einschläfern lassen) er nicht erfüllen konnte, zieht er mit Beta in das Fischerdorf Garopaba. Dort hatte „der Gaucho“, wie sein Großvater genannt wurde, zuletzt gewohnt. Er findet einen Job als Sportlehrer, eine Freundin, ein paar gleichaltrige Freunde. Bei den Alten im Dorf macht er sich mit seinen Nachforschungen äußerst unbeliebt.

Auch den Lesern macht es Autor Daniel Galera, 34, anfangs nicht leicht, seinen namenlosen Suchenden zu mögen. Doch am Ende fürchtet man um sein Leben. Mit der Kraft einer „Flut“ – das ist auch der Titel des Romans – zieht Galera die Leser in seinen Bann. Das Meer spielt dabei eine (über-)lebenswichtige Rolle. Legenden, Mythen, Aberglauben, Schätze, Geister, Religion, Liebe und Tod – vielschichtig ist die spannende Geschichte, atmosphärisch dicht, dialogreich erzählt. In Brasilien ist Galera bereits ein Literaturstar, er kommt zur Buchmesse, um seinen ersten in deutscher Übersetzung erschienenen Roman vorzustellen.

Daniel Galera: „Flut“, Suhrkamp Verlag, 425 Seiten, 22,95 Euro