Die Romanverfilmung „Der Schaum der Tage“ ist wunderbar sentimental

Auf den ersten Blick könnte man „Der Schaum der Tage“ für eine typische Bestsellerverfilmung halten. Ein bekannter Regisseur setzt populäre Stars in schöne Bilder; am Ende kaufen zwar alle Leser ein Ticket, aber nur, um beim Verlassen des Kinos einmütig zu grummeln: „Das Buch war viel besser.“

„Der Schaum der Tage“ ist allerdings kein typischer Bestseller, schon gar kein internationaler. In dieser 1946 erstmals erschienenen Liebesgeschichte kultivierte der universal begabte Autor, Musiker und Abteilungsleiter Boris Vian seinen poetischen, oft auch brutalen, surrealistischen und nur unzureichend in andere Sprachen übersetzbaren Stil. Selbst in Frankreich, wo Vian schon zu Lebzeiten eine Legende war, wurde „Der Schaum der Tage“ erst in den wilden 70ern richtig populär.

Regisseur Michel Gondry versammelt visuelle Effekte aus allen Epochen der Kinogeschichte, damit Schuhe auch ohne Füße die Treppe runterlaufen, Festmahlzeiten sich von selbst auf Tellern anrichten und Tanzbeine so schwingen, als wären sie aus Gummi. Der junge Bonvivant Colin (Romain Duris) beschließt, sich endlich zu verlieben und wird prompt der reizenden Chloé (Audrey Tautou) vorgestellt. Ihre Liebe ist ein Rausch, bis zur Hochzeit, danach geht es steil bergab – so steil, dass es dem Film die Farbe verschlägt: Er wird schwarz-weiß. Dennoch, oder vielleicht deshalb: „Der Schaum der Tage“ ist ein auf wunderbare Weise sentimentaler Film.

Bewertung: empfehlenswert

„Der Schaum der Tage“ F 2013, 94 Min., ab 12 J., R: Michael Gondy, D: Audrey Tautou, Romain Duris, Omar Sy, täglich im Abaton, Elbe, Passage; www.derschaumdertage.de