Das New Yorker Duo MGMT stellt im Docks sein neues Album vor

Der Grat zwischen Bewunderung und Verwunderung kann manchmal sehr klein sein. Nehmen wir etwa die New Yorker Band MGMT. Sie schafft es seit einigen Jahren mit erstaunlicher Konsequenz, partout nur eine Angelegenheit für Sixties-Enthusiasten und Pop-Connaisseure zu sein. Diesem Streben in die Nische muss eine große Fähigkeit zur Trotz-Haltung innewohnen – und die Chuzpe, den Plattenfirma-Hysterikern wieder und wieder eine lange Nase zu drehen.

Kurz gesagt: Benjamin Goldwasser und Andrew VanWyngarden haben für ihr drittes Album „Mgmt“ wieder keinen einzigen Hit geschrieben. Es ist natürlich trotzdem toll. Und dennoch verwundert es, dass das Duo den Dancefloor-Knüllern „Time to Pretend“, „Kids“ und „Electric Feel“ vom Debütalbum „Oracular Spectacular“ so entschieden keinen Hit folgen lassen will.

Denn diese Zeit braucht Hits, das Feld darf nicht den Lady Gagas und Rihannas dieser Welt überlassen werden. Und die so herrlich verkifft daher orgelnde Band MGMT hat ja bewiesen, wie ausgeprägt ihr Popgespür ist; weshalb es andererseits bewundernswert ist, dass die beiden Amerikaner ihr Herz an den, was ganz große Charts-Erfolge angeht, unzeitgemäßen Psychedelic-Sound der Pop-Gründerjahre verloren haben. Diese Mischung aus Leidenschaft und Renitenz muss man einfach mögen. Der „Musikexpress“ wählte folgerichtig „Congratulations“ zum Album des Jahres 2010. Bekanntester Song darauf: „Flash Delirium“.

Das neue, von Dave Fridmann aufgenommene, Album beginnt mit „Alien Days“, einem astreinen Stück Psychedelic-Folk. Die neuen Songs kreiseln ganz hervorragend und haben viel Hall. Es fiepen allüberall Synthesizer, die Arrangements sind versponnen und sphärisch, dabei auch nicht ganz unanstrengend. Goldwasser und VanWyngarden sind wie verhaltensauffällige Kinder: Sie müssen immer am Rechner herumspielen, um den Ton um Ton zu entlocken. Wohin das am Ende führt? In den Indie-Himmel, in die Retrokammer der Musikgeschichte. Das mus nichts Schlechtes sein, nein.

Trotzdem gilt: Wer „a“ sagt, muss auch „b“ sagen. Wenn nicht jetzt, dann auf der nächsten Platte: Das nächste „Kids“ wird kommen, wir geben die Hoffnung nicht auf.

MGMT 9.10., 20.00, Docks (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 19. Tickets ab 36,- im Vvk.