Hamburg. Haben Sie schon einmal einen Anruf oder eine E-Mail von einem Mörder erhalten? Normalerweise ist das sicher keine allzu angenehme Angelegenheit. Im Fall von „Deathbook“ ist das ein bisschen anders.

Angst braucht trotzdem niemand zu haben. „Deathbook“ ist ein digitaler Serien-Thriller, geschrieben von Andreas Winkelmann, gesteuert von seinem Verlag, Rowohlt. Die Story: Nach dem schockierenden Tod seiner 15-jährigen Nichte Kathi beginnt der Autor selbst zu recherchieren. Er glaubt nicht an einen Unfall oder Selbstmord. Bald trifft er auf eine rätselhafte Plattform im Internet: www.death-book.com. Es tauchen zwielichtige Facebook-Kontakte und Visitenkarten auf. Personen verschwinden. Nach und nach wird das Ausmaß einer Mordserie deutlich, die über das Internet gesteuert wird.

Noch spannender als die Geschichte ist allerdings die Erzählweise: Um dem Plot folgen zu können, braucht der E-Book-Leser nicht nur Texte, sondern auch Filme, Bilder und Audio-Elemente. Zusätzlich werden etliche Handlungsstränge auf Websites, Blogs und Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter fortgeführt. Der Leser lässt sich auf der Deathbook-Homepage registrieren. Dann sind selbst Anrufe vom Killer nicht ausgeschlossen.

Mit seinen Psychothrillern „Blinder Instinkt“ und „Bleicher Tod“ landete Andreas Winkelmann sogar in den Bestsellerlisten. Warum er jetzt selbst als Figur im Buch auftaucht? „Ich wollte die Grenzen zwischen Realität und Fiktion aufheben. Aus mir selbst, dem Schriftsteller, eine Romanfigur zu machen, war ein wichtiger Schritt dahin“, erklärt der 54-Jährige. „Der Leser hilft mir bei den Ermittlungen. Er wird auf eine ganz andere Art und Weise mit eingebunden als es bisher bei Büchern der Fall war.“ Berührungsängste hat er offenbar nicht. Denn auch er kontaktiert sein Publikum direkt.

Schon jetzt machen E-Book-Verkäufe bis zu 20 Prozent des Umsatzes bei Rowohlt aus. Die Tendenz ist stark steigend. Ein vergleichbares Projekt hat es bis jetzt aber noch nicht gegeben. „Das ,Deathbook’ ist auch für uns ein erzählerisches Experiment“, gibt Georg Buß, Projektmanager für E-Books bei Rowohlt, zu. Und hofft darauf, dass sich der Leser ebenfalls traut, es einzugehen. Der erste Teil von „Deathbook“ ist kostenlos und erscheint am heutigen Dienstag als Android App und in den E-Book-Formaten epub3 und KF8 im Wunderlich Verlag von Rowohlt. Vom 1. Oktober bis 26. November kann man sich wöchentlich die nächste Folge für je 1,49 Euro aufs Tablet downloaden. Und ab Dezember gibt es das Ganze dann sogar in der herkömmlichen Variante: als Buch. Auf Papier.