Der Kinderfilm „Das Pferd auf dem Balkon“ setzt auf gängige Themen, ohne seine Zielgruppe ernst zu nehmen

Der zehnjährige Mika (Enzo Gaier) hat mehr Marotten als manch ein verbiesterter Rentner. Wenn das Mittagessen nicht um Punkt 14.17 Uhr auf dem Tisch steht, rastet der schmächtige Junge völlig aus. Seine große Leidenschaft ist die Mathematik, Sodoku-Rätsel löst er in wenigen Sekunden.

Mika leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer leichten Form von Autismus. Kein Wunder also, dass seine allein erziehende Mutter (Nora Tschirner) oft in Sorge um ihren Sohn ist.

Mikas von strikter Routine und Einsamkeit geprägtes Leben wird völlig umgekrempelt, als er eines nachts ein Pferd in seinem Wiener Mietshaus wiehern hört. Gemeinsam mit der gleichaltrigen Dana (Nataša Paunović) geht er der Sache auf den Grund. Mitten im Wohnzimmer seines neuen Nachbarn Sascha steht ein großes, braunes Pferd. Sascha hat es bei einer Tombola gewonnen und weiß nicht, wohin mit dem Tier. Für Mika ist Bucephalus – so heißt das berühmte Ex-Rennpferd – Liebe auf den ersten Blick, seine Berührungsängste sind wie weggeblasen. Doch dann tauchen zwei Gangster auf, bei denen Sascha Schulden hat und plötzlich ist Bucephalus verschwunden.

Hüseyin Tabaks Kinderfilm „Das Pferd auf dem Balkon“ (nach dem Buch von Milo Dor) ist vom Konzept her ein grundsympathisches Plädoyer für Toleranz, Freundschaft und Fantasie als Impulsgeber für Magie im Alltag. In der Umsetzung jedoch schwächelt der Film an seiner Unwucht zwischen Anspruch und der Atemlosigkeit seiner herbeifabulierten Räuber-Pistole. Zudem ist es für Kinder unter acht Jahren nicht verständlich, was Mika da herunterrattert, wenn es um das Asperger-Syndrom geht. Schade um dieses besondere Kinderfilm-Thema, und unnötige Action-Muster Oberhand gewinnen, anstatt die Zielgruppe ernst zu nehmen.

Bewertung: annehmbar

„Das Pferd auf dem Balkon“ Österreich 2012, 90 Min., o. A., R: Hüseyin Tabak, D: Nora Tschirner, Enzo Gaier, täglich im Abaton, Cinemaxx Dammtor, Koralle, Zeise; www.daspferdaufdembalkon.de