Das Drama „Zwei Leben“ erzählt von norwegisch-deutscher Vergangenheit

Die Idylle trügt. Katrine (Juliane Köhler) lebt lange Zeit glücklich mit ihrem Mann Bjarte (Sven Nordin), den Kindern und ihrer Mutter Åse (Liv Ullmann). Aber dann kommt der deutsche Anwalt Sven Solbach (Ken Duken) nach Norwegen, um einen ehrgeizigen Plan zu verfolgen. Er will vor dem Europäischen Gerichtshof eine Klage anstrengen, um eine Wiedergutmachung für die Kinder zu erreichen, die die Nazis aus Norwegen entführt hatten, wenn sie von deutschen Soldaten und norwegischen Müttern abstammten. Wegen des Rassenwahns der Nazis wurden sie in „Lebensborn“-Heime gebracht. Katrine war so ein Kind, ist nach dem Krieg in der DDR aufgewachsen und hat ihre Mutter erst spät kennengelernt.

Aber Katrine möchte nicht mit dem Anwalt zusammenarbeiten, obwohl sie für ihn eine ideale Zeugin wäre. Ihre Familie wundert sich über ihr Verhalten und ahnt, dass etwas nicht stimmt. Heimlich reist Katrine nach Deutschland, trifft dort den ehemaligen Stasi-Mann Hugo (Rainer Bock) und beginnt systematisch Spuren ihrer Vergangenheit auszulöschen. Denn Solbach ist ihrer Lebenslüge auf der Spur.

In „Zwei Leben“ greift Regisseur Georg Maas in seinem erst zweiten Kinofilm das Schicksal norwegisch-deutscher Kinder auf, die nach Deutschland verschleppt wurden, während man ihre Mütter als „Naziflittchen“ diskriminierte. Er verbindet diese Geschichte auf raffinierte Weise mit dem Überwachungswahn der DDR – eine Geschichte, die auf Tatsachen basiert.

Wer sich auf die anfangs etwas spröde Erzählweise einlässt, wird mit einem komplexen Film belohnt, der sich erfolgreich gegen simple Schuldzuweisungen wehrt. Juliane Köhler kann vor dem Hintergrund zweier deutscher Unrechtsstaaten in einer enorm vielschichtigen Rolle zahlreiche, auch abgründige Facetten menschlichen Verhaltens zeigen und macht das mit Bravour.

„Zwei Leben“ konnte zehn Jahre lang nicht finanziert werden. Jetzt ist er der deutsche Beitrag im Wettbewerb um den Auslands-Oscar.

Bewertung: empfehlenswert

„Zwei Leben“ Norwegen, D 2012, 99 Min., ab 12 J., R: Georg Maas, D: Juliane Köhler, Liv Ullmann, Ken Duken, täglich im Abaton, Koralle, Passage, Zeise; www.zweileben-derfilm.de