Kein Jahr vergeht ohne Helge Schneider auf Hamburgs schönster Bühne

Einen Nummer-1-Hit hatte Helge Schneider bisher noch nie gelandet. Trotz seiner riesigen Popularität und einer Karriere, die fast 40 Jahre dauert. Mit seinem neuen Werk „Sommer, Sonne, Kaktus!“ hat er in diesem Sommer zum ersten Mal den Platz auf dem obersten Treppchen erreicht. Das liegt sicher daran, dass die großen Stars der Popbranche gerade keine Neuveröffentlichungen am Start haben und der Mülheimer Entertainer konkurrenzlos ist, aber auch an der Eingängigkeit seiner Single, die dem Album auch den Titel gab. Passend zu diesem unerwartet herrlichen Sommer hat Schneider einen seiner schrägen Songs komponiert, der ein leicht unbeschwertes Sommerflair besitzt, aber auch die unschlagbare Komik des Multiinstrumentalisten aus dem Ruhrgebiet.

Sechs Jahre nach dem letzten Studioalbum „I Brake Together“ gibt es 14neue Songs von Schneider, die er in Spanien und in seinem Studio in Mülheim geschrieben und aufgenommen hat. Eine Band brauchte er dafür nicht zu engagieren, der 58-Jährige spielt alle Instrumente selbst. Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Saxofon, Trompete, Vibraphon, Congas – es gibt kaum ein Instrument, das der am Konservatorium ausgebildete Musiker nicht beherrscht. Diesmal hat der passionierte Jazzer sich neben eigenen Nummern auch ein paar Standards vorgenommen und auf seine typische Art interpretiert. „Mr. Bojangles“ gehört klar in die erwartbare Form der Verballhornung, sein Saxofonsolo auf „Somewhere Over The Rainbow“ fällt überraschend respektvoll aus. Beim Gesang dagegen bemüht er sich gar nicht erst um korrektes Englisch.

Die eigenen Nummern entstammen wieder Schneiders komischer Welt, in der er Hochkultur und Kindersprache miteinander in Einklang bringt und sich in Albernheiten verliert. „Offenes Hemd“ zum Beispiel erzählt die Geschichte eines Ferienflirts zu einer Frau namens Jutta, „Nachtigall, huh (Es zittert unser Haus, was ist nur draußen los?)“ ist ein schräger Blues, der an Tom Waits erinnert. Viele dieser Nummern sind alles andere als eingängig oder mitsingbar, aber auch das sind die Fans von Schneider gewohnt. Er zählt nicht zu denjenigen, die sich anbiedern. Dass er mehr ist als nur ein klamaukiger Flachwitzerzähler, verdeutlicht zum Beispiel die Aufmerksamkeit, die ihm das New Jazz Festival in Moers entgegenbringt. Schon häufiger durfte Schneider bei diesem international renommierten Festival mit Programmen auftreten.

Wenn Helge Schneider am 30. August wieder einmal auf der fast ausverkauften Stadtparkbühne auftreten wird, wird er sicher ein paar dieser neuen Erfolgsstücke mit im Repertoire haben, aber voraussagen lässt sich das nicht. Denn Schneiders Auftritte leben von der Improvisation, genau wie bei jedem ernsthaften Jazzmusiker. Seine Fans lieben ihn für seine ausufernden und oft pointenlosen Erzählungen. In Hamburg wird er wieder eine illustre Band dabei haben, unter anderem mit dem Schlagzeuger Pete York, der Bassistin Ira Coleman und der Beatboxerin Butterscotch. Wenn am Konzerttag auch noch die Sonne scheint, könnte es eine tolle Sommerparty werden. Auch ohne Kakteen.

Helge Schneider Fr 30.8., 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße, Karten zu 37,60 im Vvk.; www.helge-schneider.de