„Wir sind die Millers“ und nehmen es in dieser Komödie auch mit Kartellbossen auf

Oft gaukeln uns Filmplakate etwas vor und verkaufen uns ein nie da gewesenes Meisterwerk oder actiongeladene Spannung, was sich dann im Kinosaal als zähe Langeweile entpuppt. Das Filmplakat zu „Wir sind die Millers“ dagegen nennt die Dinge beim Namen und zeigt eine Kleinfamilie, deren Mitglieder mit je einem Wort hinreichend beschrieben sind: Dealer, Stripperin, Ausreißerin, Kunde.

Viel mehr ist auch wirklich nicht zu sagen über diese vier, die sich da als scheinbar harmlose Sippe ausgeben. David (Jason Sudeikis) ist der kleine Drogendealer von nebenan, der seinen Kiez mit Gras aus dem Rucksack versorgt. Eben der wird ihm von einer Straßengang abgenommen. Nun steht er tief in der Schuld seines schmierigen Bosses und um die zu begleichen, soll er eine große Menge Drogen aus Mexiko nach Texas schmuggeln. Was läge da für den notorischen Junggesellen näher, als sich ein paar Nachbarn zu schnappen, sie in einen Campingwagen zu setzen und so als „die Millers“ unauffällig die Grenze zu passieren? Die nicht mehr ganz taufrische Striptänzerin Rose (Jennifer Aniston) aus seinem Haus mutiert zur Ehefrau, der tollpatschige Nachbarsjunge Kenny (Will Poulter) und die verkorkste Straßengöre Casey (Emma Roberts) zum vermeintlichen Nachwuchs.

Auf dem gemeinsamen Trip geht es nach den Gesetzen der Komödie nicht nur so ziemlich alles schief, die zusammengewürfelte Truppe geht sich drei Tage auf engstem Raum auch gehörig auf die Nerven. Am Ende freilich lernt jeder seine Lektion und die vier Außenseiter haben so überzeugend Familie gespielt, dass aus ihnen, ganz im amerikanischen Geist, tatsächlich eine wird. Und die ist dann auch nicht unechter als alle anderen in der sauberen Vorortnachbarschaft.

Das ist ebenso routiniert wie vorhersehbar erzählt, nicht jeder Witz zündet und so mancher geht auch buchstäblich unter die Gürtellinie, etwa wenn dem Jungen eine Tarantel in den Hoden beißt und der grotesk anschwillt. Da nimmt sich „Voll auf die Nüsse“-Regisseur Rawson Marshall Thurber offensichtlich Ekelkomödien à la „Hangover“ zum Vorbild. Doch die vier Hauptdarsteller haben ein gutes Gefühl für Situationskomik und sind gut aufeinander eingespielt. Vor allem Jennifer Aniston, vermutlich die unglaubwürdigste Stripperin der Filmgeschichte, war schon lange nicht mehr so lustig.

+++-- „Wir sind die Millers“ USA 2013, 110 Min., ab 12 J., R: Rawson Marshall Thurber, D: Jennifer Aniston, Jason Sudeikis, Emma Roberts, Will Poulter, täglich in den Cinemaxx- und UCI-Kinos, im Hansa-Filmstudio, Savoy (OF), Studio;wwws.warnerbros.de/wearethemillers