Die leichte Komödie „Portugal, mon amour“ erzählt von schwierigen Lernprozessen und gemütvollen Klischees

Können Sie sich an Rita Blanco in Michael Hanekes „Liebe“ erinnern? Wenn nicht, müssen Sie sich nicht schämen. Sie ist nur in ein, zwei Szenen zu sehen. Blanco spielt die portugiesische Concierge des älteren Ehepaares, eine beiläufige Stütze ihres Alltags.

In „Portugal, mon amour“ verkörpert sie wieder eine Hausmeisterin. Aber die Selbstverständlichkeit wird hier gründlich in Frage gestellt. Auf den ersten Blick ist das Leben von Maria (Blanco) und José Ribeiro (Joaquim de Almeida) ein Beispiel für gelungene Integration. In drei Jahrzehnten sind sie (fast) Franzosen geworden und Portugiesen geblieben. Sie werden geschätzt für ihren Arbeitseifer. Ihre Tochter macht Karriere als Anwältin. Ihre Welt ist in warme, helle Farben getaucht. Nur ihr Sohn schämt sich ein wenig, Kind einfacher Leute zu sein

Die Pariser Idylle bekommt jäh einen Riss, als José erfährt, dass sein Bruder ihm den Familienbesitz, ein Weingut im Douro-Tal, vererbt hat. Das Erbe ist an eine Bedingung geknüpft: José muss in seine Heimat zurückkehren. Zwar versuchen die Eheleute, die Nachricht zu verheimlichen, doch sie verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Alle Welt verschwört sich nun, ihnen das Bleiben so schmackhaft wie möglich zu machen: Marias Loge soll endlich vergrößert werden, José bekommt eine satte Gehaltserhöhung. Es dauert eine Weile, bis die Ribeiros das unverhoffte Wohlwollen als Intrige durchschauen. Die Entzauberung ist schmerzhaft. Sie begreifen, dass sie immer nur Säulen im Leben der anderen waren. Plötzlich lernen sie, eigennützig zu sein. Sie streiken und setzen alles daran, sich entbehrlich zu machen.

Mit boulevardeskem Elan erzählt Ruben Alves von wechselseitigen Lernprozessen. Seine Triebfeder ist die Wiederherstellung der Harmonie. Die sozialen Differenzen unterschlägt er dabei nicht. Gemütvolle Klischees sind ihm indes auch willkommen. Es darf ja nicht zu kompliziert zugehen, wenn die Kulturen sich auf Augenhöhe begegnen sollen.

+++-- „Portugal, mon amour“ F 2012, 90 Min., o. A., R: Ruben Alves, D: Rita Blanco, Joaquim de Almeida, täglich im Abaton (OmU), Holi, Koralle, Zeise; www.portugal-mon-amour.de