Hamburg. Von einem Konzertsaal mit Elbblick träumt das musikalische Hamburg noch. Einer hat ihn schon: Karlheinz Hauser, Zwei-Sterne-Koch auf dem Süllberg. Der Ballsaal dort hat die Sopranistin Christiane Karg so fasziniert, dass sie dort einen Liederabend organisierte. Als Auftakt zu einer Konzertreihe, über die nun nachgedacht wird. Denn Saal, Sängerin und Publikum haben die Premiere zu einem großen Erfolg gemacht.

Dabei standen die Sterne am Vortag wenig günstig, weil Tenor Michael Schade kurzfristig absagen musste. Malcolm Martineau, einer der besten Liedbegleiter der Welt, als feinsinniger, verlässlicher und inspirierender Begleiter am Flügel und Karg bauten das Programm kurzerhand klug um – und gingen dabei volles Risiko. Denn nun hatte Karg eine ganze Reihe von Liedern dabei, die sie zuvor noch nie öffentlich gesungen hatte.

Lieder von Franz Schubert, Clara Schumann und ihr Robert sowie Johannes Brahms, Lieder von Liebeshoffen, Liebesfreud und Liebesleid, von Enttäuschung und Entsagung – Christiane Karg übernahm gleich auch noch die charmante Moderation. Und bewies dann die vielen Facetten ihrer Liedkunst. 24 Lieder, 24 Miniaturen, 24 neue, besondere Stimmungen. Kammermusikalisch intimes Flüstern, wenn sie die nächtlichen Geheimnisse zwischen Lotusblume und Mond verrät, die gleich beide Schumanns inspiriert haben. Drama, wenn Schubert aufdeckt: Die Liebe hat gelogen. Und Feuer pur, wenn sie Brahms ihre Stimme leiht, der „Von ewiger Liebe“ spricht und das sicherheitshalber mit Eisen und Stahl vergleicht. Jedes Wort verständlich, die Vokale unverfärbt und klar – die hohe Kunst der kleinen Form.

Unvergleichlich ist Christiane Kargs wunderbares Pianissimo, fein gestaltet, manchmal an der Grenze des gerade noch Hörbaren. Ihre lupenreine Intonation. Und, nach allen dramatischen Höhen und Tiefen der Liebe, Schumanns „Mondnacht“ als leiser, erschütternd inniger Traum von Heimkehr. Großer Beifall, Blumen vom Sterne-Koch. Und Schumanns „Du bist wie eine Blume“ als feine, herzwärmende Zugabe.

Ein gelungene Premiere für einen ungewöhnlichen Konzertsaal, der eine stilvolle Bereicherung für Hamburgs Musikleben werden kann.