Hamburg . „Everybody wave“, sagt Kendrick Lamar und schwenkt seinen rechten Arm. Gleich zu Beginn seines Konzertes in der Großen Freiheit 36 überprüft der Rapper aus Compton/Kalifornien, ob er die Meute unten im Saal auch im Griff hat. 1000 Arme werden auf Befehl nach oben gerissen und im Takt des Beats von links nach rechts bewegt. Das im Hip-Hop übliche Ritual funktioniert, das Publikum ist bereit für die Performance des 26 Jahre alten MCs. Auf einen DJ verzichtet Lamar, eine Band in der klassischen Besetzung Gitarre, Bass und Schlagzeug begleitet ihn und sorgt für die rhythmische Basis. Das funktioniert prächtig, denn die Musiker legen einen elastischen Groove unter Lamars Texte.

Der junge Rapper, dessen Debütalbum „good kid, m.A.A.d city“ zu den besten Hip-Hop-Alben des Jahres gehört, zeigt auf der Bühne, dass er zu Recht mit viel Vorschusslorbeeren bedacht worden ist. Lamar besitzt einen guten Reimfluss, der manchmal an den jungen Nas erinnert, auch seine Texte sind von herausragender Qualität. Er rappt mit Tempo und Präzision und bringt den Saal zum Kochen. „Was ist euer Lieblingssong“, fragt er und reckt das Mikro ins Publikum. „Compton“, schreit einer zurück, ein anderer wünscht sich „Swimming Pools (Drank)“, doch weiter geht es mit „Bitch, Don’t Kill My Vibe“.

Erstaunlich, wie textsicher Kendrick Lamars Fans sind. Bereits nach den ersten Takten stimmen sie in die Songs mit ein und können nicht nur die Refrains, sondern die teils sehr komplexen Strophen auswendig mitsingen. Da weniger Karten verkauft wurden als erwartet, war das Konzert kurzfristig vom Stadtpark in die Große Freiheit 36 verlegt worden. Eine gute Entscheidung, denn in dem Kiez-Club schafft die Nähe zwischen Fans und Rapper eine besondere Atmosphäre. 80 Minuten dauert der Auftritt des talentierten Hip-Hop-Künstlers. Die Fans sind zufrieden, denn Lamar hat eindrucksvoll abgeliefert, was gerade bei US-Künstlern keine Selbstverständlichkeit ist.