Die französische Sängerin Zaz ließ im Stadtpark mit Chansons und Gute-Laune-Pop die Herzen der Besucher aufgehen

Hamburg. Einmal Franzose sein. Oder Französin. Leicht, lebenslustig. Mit Baguette unterm Arm und Landwein im Glas dem Schicksal auf der Nase herumtanzen. Das wär’s doch. Keine Bedenken tragen, sondern ein Lächeln, und zwar mitten im Gesicht. So wie Amélie, in deren fabelhafte Welt wir uns vor zwölf Jahren alle verliebten. Oder wie Zaz, die am Freitagabend im seit Wochen ausverkauften Stadtpark die Herzen aufgehen lässt.

Ein Klischee, klar, aber eines, das Spaß macht. Und so sind im weiten Rund tatsächlich nur glückliche Gesichter zu sehen als die 33-Jährige an diesem milden Hamburger Sommerabend mit ihrer exzellenten Band die große Welt des Chanson mit modernem Gute-Laune-Pop und gelegentlich auch mit dem Gypsy-Jazz eines Django Reinhardt verbindet. Nicht lange, und es herrscht fröhliche Jahrmarkt-Atmosphäre, was nicht nur an Banjo und Tröte liegt, die zum Einsatz kommen, sondern vor allem an der kaum gebändigten Energie, die von Zaz ausgeht.

Als Straßenmusikerin am Montmartre hat sie angefangen, und die Unmittelbarkeit und Spontaneität ihrer damaligen Auftritte hat Zaz sich entweder trotz internationaler Karriere bewahrt – oder täuscht dies jedenfalls perfekt vor. Ist ja auch egal, das Ergebnis zählt, und das ist eindeutig. Wenn sie über die Bühne tobt, wenn sie mit ihrer rauen Stimme – angeblich durch exzessives Rauchen und Trinken in Form gehalten – die Songs der zwei Studioalben und einige Coverversionen singt, dann drückt das eine Lebenslust aus, die noch den letzten zynischen Miesepeter in ihren Bann zieht.

Dann wird ihr bis dato größter Hit „Je veux“ zur programmatischen Hymne für einen Abend, an dem, wie Zaz singt, eben nicht die Suite im Nobelhotel oder der sündhaft teure Designerschmuck von Bedeutung ist, sondern nur die Liebe zählt. Die Freundschaft. Das Glück, das sich nicht per Kontostand quantifizieren lässt. Sagt sich natürlich leicht, wenn man es geschafft hat und längst selbst im Nobelhotel übernachtet, aber irgendwie kommt diese Frau so quirlig unangestrengt rüber, dass man ihr einfach glauben muss: Das Leben, es ist zum Feiern da.

Und gefeiert wird, bis der letzte Ton verklungen ist. Bis sich auch ganz hinten an den Theken, dort, wo das Publikum oft mehr redet als den Musikern zuhört, ein warmes Wir-sind-alle-Brüder-und-Schwestern-Gefühl ausgebreitet hat. Bis Hamburg an der Seine zu liegen scheint und alles ganz einfach ist. Auch ohne Baguette unterm Arm und Landwein im Glas.