Spätestens der Fantasy- und Kostümfilm-Boom der frühen 2000er-Jahre sorgte dafür, dass „Live Action Role Play“ (LARP) nicht mehr Nischenhobby für eine Handvoll Rollenspiel-Nerds ist. Gut 250.000 Deutsche verkleiden sich auf Hunderten Veranstaltungen im Jahr als Ritter, Söldner, Orks, Wikinger, Elfen oder Magier und bilden auf Großtreffen wie „Drachenfest“ oder „Conquest of Mythodea“ interaktive Improvisationstheater mit bis zu 8000 Teilnehmern. Der Aufwand für Organisation, Gewandung, echte Rüstungen und falsche Waffen aus Schaumstoff und Latex ist enorm.

Dennoch wird LARP von Außenstehenden gern belächelt und als Räuber & Gendarm für infantile Erwachsene abgetan. Ein Vorurteil, mit dem die liebevolle Dokumentation „Wochenendkrieger“ von Andreas Geiger („Heavy Metal auf dem Lande“) zumindest in Teilen aufräumt. Denn die fünf Live-Rollenspieler, die Geiger im beruflichen Alltag und auf LARP-Veranstaltungen wie „Conquest of Mythodea“ begleitet hat, sind ganz normale Montagearbeiter, Biologielehrerinnen oder Designstudentinnen. Dirk Neumann, in seiner Fantasy-Rolle Gebieter über eine finstere Armee von Untoten, reicht im wahren (?) Leben als Sekretär der Grünen Claudia Roth die Unterlagen. In der Freizeit zieht es ihn auf Schlachtfelder und Ritualplätze, in Tavernen oder vor die „Festung“ des „Großen Heeres“ der Nordmänner, erbaut aus Latten und Schwartenholz.

Mit musikalisch wuchtig untermalten, dramatischen Bildern, die den trocken abgefilmten Alltag und die Monologe der fünf Vorgestellten kontrastieren, wird die Faszination Live-Rollenspiel gut ins Kino übertragen. Den Alltag vergessen, neue Herausforderungen annehmen, Abenteuer erleben – ein großer Spaß. Aber potenzielle neue Mitspieler lässt der Film etwas allein. Wer auch „Wochenendkrieger“ werden will, muss sich selbst auf die Suche nach konkreten Infos machen.

+++-- „Wochenendkrieger“ Deutschland 2012, 94 Minuten, ab 6 Jahren, R: Andreas Geiger, täglich im 3001; www.neuevisionen.de