Zum 35. Wutzrock Festival werden die Skatalites, Karamelo Santo, I-Fire, Der Fall Böse und viele andere erwartet

Eichbaumsee. Das Motto steht fest wie eine Burg. „Umsonst und draußen!“ heißt der Slogan des Wutzrock Festivals. Zum 35. Mal geht das linksalternative Festival in diesem Jahr über die Bühne, wie schon seit Ende der 80er-Jahre am idyllisch in den Vier- und Marschlanden gelegenen Eichbaumsee. Drei Bühnen sind in dem Areal zwischen Dove-Elbe und Badestrand am Eichbaumsee aufgebaut, drumherum gibt es viele Stände, die das Festivalpublikum mit Essen und Trinken und mit politischen Informationen versorgen. Wutzrock, vom selbst verwalteten Jugendzentrum „Unser Haus“ organisiert, finanziert sich allein durch den Getränkeverkauf, Standmieten und Sponsoren. Inzwischen kommen jedes Jahr 15.000 Zuschauer zu diesem nichtkommerziellen Spektakel. Die Organisatoren selbst zählen sich inzwischen zu den „Dinosauriern“ unter den Open Airs in Deutschland. Nur wenige Festivals können auf eine Geschichte zurückblicken, die bis ins Jahr 1979 reicht.

Im Laufe der Jahre ist das Programm bei Wutzrock immer professioneller und auch internationaler geworden. Headliner sind in diesem Jahr die Skatalites und Karamelo Santo. Die 1963 gegründeten Skatalites aus Jamaika sind verantwortlich für die Entwicklung von Ska und Reggae auf der Karibikinsel. Sie verhalfen nach der Unabhängigkeit Jamaikas zu Beginn der 60er-Jahre anderen Landsleuten wie Desmond Dekker, den Wailers und Lee Perry zum Durchbruch. Ohne die Skatalites wären auch die Karrieren von Bob Marley, Peter Tosh und Jimmy Cliff nicht denkbar. Immer wieder hat die Band sich umbesetzt, mit Sängerin Doreen Shaffer, Saxofonist Lester Sterling und Drummer Lloyd Knibb sind drei Mitglieder der Urbesetzung noch dabei.

Eine der heißesten Bands Südamerikas ist Karamelo Santo aus Argentinien. Die zehnköpfige Truppe verbindet Ska mit Latin-Rock, Rap, Reggae und Salsa. Die Riffs der Bläser sind so scharf wie eine Machete, das Tempo ist halsbrecherisch wie ein Wellenritt, der Sound der Band wuchtig wie eine Dampframme. Die Texte der „heiligen Bonbons“ sind politisch, so wie bei vielen, die beim Wutzrock auftreten. RotFront aus Berlin ist ein Beispiel für eine Band, deren Songs einen Alltag in der Hauptstadt beschreiben, der von Ausländerhass und Unterdrückung geprägt ist. Weitere namhafte Bands, die von Freitag bis Sonntag spielen werden sind die Hamburger Indierocker Herrenmagazin, die hiesige Hip-Hop-Reggae-Truppe I-Fire, Kumbia Queers aus Argentinien, Berlinski Beat mit ihren Balkanbeats und Der Fall Böse, eine waschechte Combo aus St. Pauli.

In der Vergangenheit haben schon eine ganze Reihe sehr prominenter Bands beim Wutzrock gespielt. Oft waren es Gruppen, die mit den politischen Zielen der Festivalmacher sympathisieren. Dazu gehört vor allem die strikte Ablehnung von rechtem Gedankengut. In diesem Jahr steht auf dem Flyer der Satz „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ Zudem heißt es: „Mitglieder und Anhänger der Parteien NPD, Republikaner, der ,Freien Kameradschaften‘ und sonstiger rechtsextremer Vereinigungen sind von der Versammlung ausgeschlossen.“ Sätze, mit denen sich Combos wie Absolute Beginner, Die Sterne, Rantanplan und Panteón Rococó identifizieren konnten. Wie sie haben auch Deichkind, Tito & Tarantula, Fehlfarben und 17 Hippies in der Vergangenheit den Weg an den Eichbaumsee gefunden.

Entstanden ist Wutzrock 1979 im Kampf Bergedorfer Jugendlicher für ein Jugendzentrum. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen und um zu zeigen, wie Kultur in Bergedorf aussehen könnte, wurde das erste Festival organisiert. Immerhin 2000 Besucher kamen damals.

Die Initiatoren fielen der Bezirksversammlung und den zuständigen Behörden so vehement auf den Wecker, dass in den 80er-Jahren „Unser Haus“ mit dem dazugehörigen Café Flop an der Wentorfer Straße als Jugendzentrum eingeweiht wurde. Drei Jahrzehnte später ist das Flop immer noch ein beliebter Treff für Jugendliche aus dem Hamburger Osten. Das Wutzrock-Festival hingegen ist mit seinem attraktiven Programm ein wichtiger Eckpunkt im popmusikalischen Leben der ganzen Stadt geworden.

Wutzrock Fr ab 18.00, Sa/So ab 14.00, Eichbaumsee (S 21 Mittlerer Landweg + Shuttlebus), Moorfleeter Deich, Eintritt frei; Internet: www.wutzrock.de