Unmittelbar am Wasser speist man im Restaurant und Bistro in Teufelsbrück

Zum Restaurant geht es die Treppe hoch, und der draußen angeschlagene Mittagstisch liest sich auch vielversprechend: Selleriecremesuppe, Matjes mit Bohnen, Senfspeckstippe und Kartoffeln, Topfenmousse mit Beerenfrüchten. Mit einer Tasse Espresso zusammen allerdings 23 Euro – das ist mir heute ein bisschen zu teuer, und außerdem will ich, weil die Hafenstadt, die Hafenstadt!, Hamburg zurzeit mein Arkadien ist, unmittelbar ans Wasser.

Das Nienstedtener Restaurant Engel liegt auf einem Ponton in Teufelsbrück. Unten Elbanleger, oben Restaurant für gehobene Ansprüche (Jakobsmuscheln 15,50 Euro, Seeteufel 38,50 Euro), das funktioniert prächtig, aber noch besser als Haute Cuisine ist die fixe Küche, wenn man das hier eintreffende oder in See stechende Laufpublikum abgreifen will. Aber was heißt Laufpublikum: Auch der zum Café gehörende Imbiss direkt am Wasser wird tatsächlich mitunter ganz gezielt angesteuert.

Zum Beispiel jetzt von mir, ich höre auf meiner sommerlichen Fahrrad-Odyssee durch Hamburg nämlich nicht nur den Ruf der Elbe, sondern auch den Gesang der Sirenen, der in diesem Falle von Buletten, Brat- und Currywurst kündet. Aber was soll ich sagen? Ich widerstehe. Knalle einen Fünfer für Kartoffelsalat und Bionade (mal wieder) hin und freue mich auf das Schwanken des Bodens, wenn etwa die „Waltershof“ anlegt. Die HVV-Schiffe pressen das Wasser an den Anleger, mit etwas gutem Willen nehme ich die Gischt wahr und den Geruch der See.

Hier unten isst man wegen der maritimen Anmutung der Gesamtsituation, zu der eine Ansammlung älterer Damen gehört: „Jutta, nimmst du auch ’ne Pommes?“ Nimmt sie. Wie lange die wohl schon da sitzen? Warum trinkt hier eigentlich jeder am helllichten Tag ein Pils? „Eima Pommes Rot“, ruft der Mann hinter der Theke, der die Fritteuse anschmeißt und die Wurst auf den Grill legt, er ist der Zeremonienmeister der deftigen Nahrungsaufnahme, und dann noch ein bisschen lauter: „Eima Currywurst Pommes ohne!“

Deutschland, deine Fast-Food-Sprache.

Hamburg, deine Menschen: Omis, die sich jetzt auch einmal an einer Currywurst delektieren, und Handwerker, die sowieso nie etwas anderes essen. Currywurst mit Brot 3 Euro, Currywurst mit Pommes knapp 5 Euro, Bratwurst 2,80 Euro, Eintopf 4,50 Euro, Pils gibt’s für 2,30 Euro. Gesund ist hier verpönt, großes Imbissehrenwort: Es gibt auch Chips und Schokoriegel. Wer's fruchtig mag, nimmt die Rhabarberschorle (2,70 Euro).

Mein Kartoffelsalat kommt natürlich aus dem Kühlschrank und ist kalt. Bestimmt bekomme ich Bauchweh. Im Bauch zieht es jetzt gerade, aber ganz angenehm – da kommt wieder die Fähre, ich schwanke ganz lustig. Eigentlich hätte ich auch ein Bier trinken können.

Engel Restaurant und Imbiss, Mo–Fr ab 12.00, warme Küche von 12.00–15.00/18.00– 22.00, Sa/So ab 10.00, Landeanleger Teufelsbrück (Schnellbus 36), T. 82 41 87; www.restaurant-engel.de