Kurioses Drama: „The Legend of Kaspar Hauser“

Ein Mann in weißem Biker-Outfit und ebenso weißen Cowboystiefeln steht in der Wüste und reckt die Arme in die Höhe, dazu wummert ein Technobeat. Sind das Disco-Posen oder die eines Fluglotsen? Plötzlich fliegt ein Ufo über seinen Kopf hinweg. Dann noch eins und noch eins. Ist das wirklich „Die Legende von Kaspar Hauser“?, fragt man sich da verwundert und kurz darauf: Was ist das denn überhaupt? Denn was der italienische Filmemacher Davide Manuli aus dem deutschen Mythos macht, weist wenig Gemeinsamkeiten mit den historischen Überlieferungen des 1828 in Nürnberg aufgetauchten Findelkindes auf.

Manuli versetzt die Geschichte auf eine namenlose, aus der Zeit gefallene Mittelmeerinsel und zerhackt die Handlung in eine Reihe avantgardistischer, schwarz-weiß gefilmter Performances. Dem Ufo-Ritual folgt eine Art tanzendes Kräftemessen auf einem leeren Dorfplatz zwischen dem Sheriff und dem weiß gekleideten Drogendealer des Dorfes, beide verkörpert von Vincent Gallo, der während des Films wenig mehr als ständig „Yeah“, „Okay“ und „Come on“ vor sich hin labert.

Bald wird am Strand ein menschlicher Körper angespült, der sich erst auf den zweiten Blick als ein sehr androgynes Mädchen (Silvia Calderoni) entpuppt. Zum Glück steht in großen Lettern „Kaspar Hauser“ auf ihrer knabenhaften Brust.

Die Herkunft des realen Kaspar Hauser ist bis heute ungeklärt, und die Legende um ihn wird hier nicht nur weitergestrickt, sondern ins völlig Absurde überdreht. Was also ist dieser Film? Eine geniale Gaga-Adaption? Oder ein sinnentleertes Blendwerk? Schwer zu sagen, aber gut möglich, dass der Film zum Kult in Spätvorstellungen wird. Kurioseres wird man jedenfalls derzeit kaum im Kino zu sehen bekommen.

+++-- „The Legend of Kaspar Hauser“ I 2012, 95 Min., o. A., R: David Manuli, D: Vincent Gallo, Claudia Gerini, täglich im 3001 (OmU); www.filmperlen.com