Das „Manager Magazin“ trennt sich von jetzt auf gleich von seinem Chefredakteur

Hamburg. Die Geschichte klang ein wenig schräg: Vor knapp vier Wochen meldete der Branchendienst „Kontakter“, der Spiegel Verlag wolle unbedingt seinen Wirtschaftstitel „Manager Magazin“ loswerden. Am liebsten sei dem Verlag ein Verkauf. Sollte sich aber kein Käufer finden, würde das Blatt im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ aufgehen.

Heute weiß man: Einen Interessenten für das „Manager Magazin“ gab es wohl, allein der Spiegel Verlag wollte sich von dem angesehenen Titel nicht trennen. Der bisherige Chefredakteur des Blattes plante, so ist in Verlagskreisen zu hören, ein Management-Buy-out. Einen Investor soll er bereits an der Hand gehabt haben. Nur „Spiegel“-Geschäftsführer Ove Saffe habe gar nicht verkaufen wollen.

Dafür hat Saffe nun die sofortige Abberufung Arno Balzers verkündet. Vor diesem Hintergrund scheint die gescheiterte Übernahme des eigenen Blattes durch Balzer, die er vergangenen Herbst in Angriff nahm, so etwas wie der Versuch gewesen zu sein, einen unhaltbaren Zustand zu beenden. Denn Balzer und Saffe konnten nicht miteinander. Es gab wohl persönliche Animositäten. Zudem soll Balzer es Saffe verübelt haben, dass sein Blatt nach dem Umzug vom IBM-Haus an der Willy-Brandt-Straße in das neue „Spiegel“-Verlagshaus an der Ericusspitze eine erheblich höhere Miete als zuvor zahlen muss. Auch soll Saffe dem „Manager Magazin“ von Balzer gewünschte Investitionen verweigert haben.

Nun hat der Geschäftsführer die verfahrene Situation durch die Abberufung des Chefredakteurs beendet. Über einen konkreten Anlass ist nichts bekannt. In der Pressemitteilung steht die floskelhafte Formulierung, es habe „unterschiedliche Auffassungen“ bei der Weiterentwicklung des Titels gegeben.

Stil und Zeitpunkt der Kündigung überraschen. Balzer wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Dabei gilt der Chefredakteur als äußerst erfolgreich. Ihm gelang es, im schwierigen Segment der Wirtschaftstitel die Auflage des „Manager Magazins“ nahezu stabil bei gut 100.000 verkauften Exemplaren zu halten. Die Umsatzrendite des sehr gut gemachten Titels liegt bei etwa acht Prozent.

Erstaunlich ist, dass die Abberufung gerade jetzt kommt, da Saffe mit dem Personalabbau beim „Spiegel“, der Sanierung des defizitären Spiegel TV und der Entwicklung eines neuen Konzepts für „Spiegel Online“ eigentlich genug Baustellen im Haus hat. Immerhin kann der Geschäftsführer nun eine schließen: Der neue „Spiegel“-Chefredakteur Wolfgang Büchner, von dem bisher nicht klar war, wann er kommt, wird zum 1. September auf die Ericusspitze wechseln. Über die Nachfolger von Balzer soll „in Kürze“ entschieden werden. Dies sei eher eine Frage von Tagen als von Wochen, heißt es.