Leserinnen und Leser zum Kauf des Hamburger Abendblatts durch die Funke Mediengruppe. Die wichtigsten Fragen und Meinungen

Hamburg. Mit vielen Leserinnen und Lesern hatte ich in den vergangenen Tagen schon persönlich Kontakt. Ob nun per Telefon, Brief oder E-Mail – das Interesse am Verkauf des Hamburger Abendblatts an die Funke Mediengruppe war groß. Wie berichtet, will Funke für 920 Millionen Euro das Hamburger Abendblatt, die „Bergedorfer Zeitung“, „Berliner Morgenpost“ und Zeitschriften wie „Bild der Frau“ und „Hörzu“ von Axel Springer erwerben – alles, um eine der gestellten Fragen vorwegzunehmen, nicht nur sehr renommierte, sondern vor allem wirtschaftlich gesunde Titel. Zusammen machten die Zeitungen und Zeitschriften zuletzt fast 100 Millionen Euro Gewinn im Jahr. „Ein neuer mächtiger Konzern entsteht, der das Regionalzeitungsgeschäft dominiert“, schreibt der „Spiegel“ in seiner Montag-Ausgabe über Funke.

Deren Geschäftsführer Christian Nienhaus, selbst lange Jahre in Hamburg tätig, verglich das Hamburger Abendblatt bei einer kurzen Vorstellung in der Redaktion mit einem großen, stolzen Schiff: „Kapitän und Mannschaft bleiben gleich, die Bedingungen ändern sich nicht, weder für Mitarbeiter noch für Leser.“ Der Donnerstag, an dem der Kauf des Hamburger Abendblatts bekannt gegeben worden war, sei für die Funke Mediengruppe ein guter Tag gewesen. „Unser Ziel ist es, dass die Mitarbeiter und Leser in ein paar Jahren sagen werden: Dieser Tag war auch für uns ein guter Tag.“ Er freue sich schon, so Nienhaus weiter, auf die Verleihung des Deutschen Lokaljournalistenpreises, der wichtigsten Auszeichnung für Regionalzeitungen. Am 30. September werden damit die „Thüringer Allgemeine“, die bereits zu Funke gehört, und das Hamburger Abendblatt geehrt.

Womit wir bei den meistgestellten Fragen der Leserinnen und Leser rund um den Verkauf sind:

Wann übernimmt die Funke Mediengruppe das Hamburger Abendblatt?

Geplant ist der 1. Januar 2014. Die Kartellbehörden müssen dem Verkauf noch zustimmen.

Wird das Hamburger Abendblatt dann von Essen aus gemacht?

Nein. Die Redaktion bleibt natürlich in Hamburg. Es ändert sich nur die Muttergesellschaft des Hamburger Abendblatts. Bisher gehörte die Zeitung zur Axel Springer AG mit Sitz in Berlin, künftig zu Funke mit Sitz in Essen.

Bleibt die Fokussierung des Hamburger Abendblatts auf die Stadt und die Metropolregion?

Unbedingt. Schon jetzt beschäftigen sich bis zu 90 Prozent aller Themen im Hamburger Abendblatt direkt oder indirekt mit Hamburg und der Metropolregion.

Bleiben die Regionalausgaben in Norderstedt, Harburg, Stormarn und Pinneberg erhalten?

Ja.

Woher kommen überregionale oder internationale Berichte?

Von Korrespondenten aus Berlin, Washington, London, Brüssel oder anderen Teilen der Welt.

Wird das Abendblatt anders aussehen?

Nein. Weder am Layout noch an der Struktur des Hamburger Abendblatts sind Veränderungen geplant.

Bleibt die bisherige Redaktion erhalten?

Ja. Die Funke Mediengruppe übernimmt zum 1. Januar die Verträge der Redakteure und Reporter.

Was sagen die Leserinnen und Leser des Hamburger Abendblatts sonst zum Verkauf?

Eine kleine Zusammenstellung von Reaktionen und Wünschen für die Zukunft:

Horst Huster: „Sie machen täglich einen tollen Job und gestalten nach meiner persönlichen Ansicht die beste Regionalzeitung Deutschlands. Ich hoffe und wünsche Ihnen und uns Lesern, dass das auch in Zukunft unter dem neuen Eigner so bleiben kann.“

Klaus W. Ziegenbein: „Um ehrlich zu sein: Es freut mich sehr, dass das Hamburger Abendblatt einen neuen Eigner bekommt. Besteht doch dann die Möglichkeit, wieder wirklich selbstständig und eigenständig zu sein.“

Klaus Lerner: „Wir sind schon mehr als 40 Jahre begeisterte Abonnenten dieser Zeitung und würden es auch weiterhin gern bleiben.“

Jürgen Stauff: „Leider häufen sich in der letzten Zeit Meldungen dieser und ähnlicher Art, indem Unternehmen verkauft, zusammengefügt, getrennt oder völlig aufgeben werden. (…) Ich hoffe aber, dass Ihr beziehungsweise unser Hamburger Abendblatt die Form der Information und Unterhaltung beibehält und noch lange Jahre seine Leserinnen und Leser erfreut.“

Heidrun Rehm: „Das nenne ich Lokalpatriotismus: Wenn eine Aktiengesellschaft, die den Namen des Gründers trägt, die Zeitung verscherbelt, mit der die Erfolgsgeschichte dieses Unternehmens begründet wurde.“

Stefan Kaltenhäuser: „Für mich gehört diese Zeitung zu Hamburg wie der Hafen, der Michel und die Alster. Dieses Gefühl ist in meinen Augen nachhaltig ramponiert.“

Gabriele Felicitas, Jens Wende: „Warum schreiben wir? Wir drücken dem Qualitätsjournalismus ganz fest die Daumen. Das Hamburger Abendblatt ist ein fester Bestandteil unseres Lebens. (…) Wir wünschen uns – auch wenn es langweilig klingt – eine Konstanz im Qualitätsjournalismus.“

Und dann ist da noch die Sache mit der Wette. Leser Peter Endert schrieb mir: „Ich lese das Hamburger Abendblatt seit 1956 (…) Dem Abendblatt, lieber Herr Haider, droht eine Gleichschaltung mit regionalem Verlust. (…) Ich werde die Zeitungen dieser Woche aufbewahren und mit den Ausgaben im nächsten Jahr vergleichen. Wetten, dass…“

Die Wette gilt, lieber Herr Endert! Und Ihren Wetteinsatz finde ich auch super: Verändert sich das Hamburger Abendblatt innerhalb des nächsten Jahres merklich, spende ich die von uns vereinbarte Summe (und gern etwas mehr) an das von uns beiden hochgeschätzte Hamburger Spendenparlament. Wir sprechen uns am 25. Juli 2014 wieder!