Im Politthriller „The Company you keep“ überzeugt Robert Redford gleich dreifach

Als Jim Grant (Robert Redford) eine alte Bekannte in den Nachrichten entdeckt, ist er alarmiert. Susan Solarz (Susan Sarandon), die mehrere Jahrzehnte unauffällig gelebt hat, wird verhaftet und wegen Mordes angeklagt. In den 70er-Jahren gehörte sie zur Weather Group, einem Kreis radikaler junger Leute, die auf den Vietnamkrieg und die repressive Stimmung im Land unter den Präsidenten Johnson und Nixon mit Brandstiftungen und Überfällen reagierten, bevor sie abtauchten.

Auch Grant zählte einst zu dieser Gruppe, hat sich aber seitdem einen Ruf als untadeliger Anwalt, Vater und Mitbürger erworben. Aber er ahnt, dass die Behörden bald auch hinter ihm her sein könnten. Es geht um einen Mord an einem Wachmann, den er aber nicht begangen hat. Nur ein Mensch könnte ihn entlasten: seine frühere Kollegin und Ex-Geliebte Mimi (Julie Christie). Aber er hat seit Jahren nichts mehr von ihr gehört. Und dann ist auch noch der junge Journalist Shepard (Shia LaBeouf) auf seinen Fersen.

Grant hieß früher Sloan. „Ich bin schon länger Grant, als ich ich selbst bin“, stöhnt er, gibt seine kleine Tochter bei seinem Bruder ab und macht sich auf die Suche nach den alten Gefährten.

Es ist ein intelligentes und spannendes Katz- und Maus-Spiel, das Redford in seinem neunten Film als Regisseur, dem ersten nach der „Lincoln-Verschwörung“, auf die Leinwand bringt. Es ist eine Reise in die Vergangenheit und in ganz unterschiedliche Winkel der Staaten. Sie macht deutlich, wie unterschiedlich die ehemaligen Freunde mit ihrer Vergangenheit umgehen. Das wirft Fragen auf, wie viel man noch mit den jugendlichen Idealen gemeinsam hat, die man einst verfolgte. Eigentlich ist das politische Engagement der Ü70er in diesem Film auch eine gute Chance für einen Generationenkonflikt, aber diese Karte spielt Redford leider nur sehr halbherzig. Da wäre mehr drin gewesen, wenn man am Ende erfährt, in welchem Verhältnis er zu der von Indie-Star Britt Marling („The East“) gespielten jungen Frau steht.

Aber Redford, das liberale Gewissen der US-Schauspieler, meistert den Spagat zwischen Hauptrolle, Regie und Produktion, an den sich hierzulande nur Männer wie Schweiger oder Schweighöfer wagen, noch einmal mit Bravour. Und er hat einen sehenswerten Cast von Hollywood-Veteranen zusammenbekommen. Nur vor der Kamera im Kapuzenpullover zu joggen, das sollte sich der 76-Jährige, der vor 40 Jahren kein politischer Hitzkopf, sondern einer der bestverdienenden Schauspieler Hollywoods war, in Zukunft lieber ersparen.

Bewertung: empfehlenswert

„The Company you keep – Die Akte Grant“ USA 2012, 122 Min., ab 6 J., R: Robert Redford, D: Susan Sarandon, Robert Redford, Nick Nolte, Shia LaBeouf, täglich im Abaton (OmU), Cinemaxx Harburg, Koralle, Passage, Savoy Filmtheater (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen Park; Internet: http://companyyoukeep-derfilm.de