Rentnerin wird in der Sozialkomödie „Paulette“ eine leider unglaubwürdige Dealerin

Was für ein Giftzwerg! Paulette (Bernadette Lafont), rüstige 80 Jahre alt, ist griesgrämig, ruppig, gehässig und rassistisch – was in der Pariser Banlieue mit seinen arabischstämmigen Mitbürgern stets willkommener Anlass für lautstarke Entrüstung ist. Hier lebt Paulette in einer kleinen Wohnung, die Rente reicht vorne und hinten nicht. Mit Obdachlosen streitet sie sich handgreiflich um die verdorbenen Überbleibsel des Wochenmarkts. Da findet die alte Frau zufällig ein Haschisch-Paket im Müll. Paulettes Entschluss steht fest: Sie wird Drogen-Dealerin!

„Breaking Bad“ trifft „Grasgeflüster“ – das klingt erst einmal vielversprechend. Und die Idee, dass in Zeiten von immer kleineren Pensionen ältere Damen auf Abwege geraten, hat durchaus sozialkritisches Potenzial. Doch Jérôme Enrico will mit „Paulette“ in erster Linie unterhalten, dabei ist ihm jedes Mittel recht. Das beginnt schon mit der Darstellung durch Bernadette Lafont: Sie grimassiert, fuchtelt, schimpft und motzt, dass man ihr ein Valium verabreichen möchte. Ihre Wandlung zum Menschenfreund, die mit dem kriminellen Erfolg einhergeht, ist völlig unglaubwürdig. Auch die anderen Figuren tragen ihre eindimensionalen Charaktereigenschaften vor sich her, von den gutgläubigen Freundinnen über die dummen Polizisten bis zu den skrupellosen Drogenbossen. Paulettes Not und der Ausländerhass sind nur Aufhänger für harmlose Witze und oberflächlichen Slapstick.

+++-- „Paulette“ Frankreich 2012, 87 Min., ab 12 J., R: Jérôme Enrico, D: Bernadette Lafont, Carmen Maura, Dominique Lavanant, täglich im Holi, Passage, Zeise; www.paulette-film.de