Die ARD-Reihe „Pop-Legenden“ porträtiert Amy Winehouse. Noch heute sind ihr Entdecker Nick Godwyn, Kritiker-Guru Dan Cairns oder Produzent Mark Ronson hingerissen von ihrem überirdischen Talent.

Die Dokumentarreihe „Legenden“ ist ein echter Klassiker im Ersten. Seit 1998 wurden fast 70 Porträts von Persönlichkeiten der Zeit- und Kulturgeschichte produziert, von Romy Schneider über Gert Fröbe bis Joachim Fuchsberger. Internationale Filmstars mit tragischem Ende wie Grace Kelly oder Marilyn Monroe waren ebenso dabei wie noch lebende Sporthelden wie Franz Beckenbauer. Auch die Pop-Ikonen Elvis Presley und Michael Jackson bekamen ihre 45 Minuten.

Dennoch bekommen Popstars jetzt einen eigenen Ableger der Sendereihe unter dem schlichten wie wahren Titel „Pop-Legenden“. Den Auftakt macht am 17. Juli Amy Winehouse, gefolgt von Udo Lindenberg am 31. Juli und Whitney Houston am 7. August. Eine lebende Legende aus Deutschland und zwei internationale, bereits verstummte Stimmen, deren Musik unsterblich bleibt.

Trotz neuen Titels bleibt das Konzept so, wie es sich bewährt zu haben scheint. Wegbereiter und Wegbegleiter kommen zwischen kurzen Ausschnitten aus Musikvideos, Konzertauftritten, Interviews und Funden in der Fotogrube zu Wort. Sitzend. Das wirkt so „Legenden“-erhaben wie statisch, poppige, sprich schnellere Schnitte oder lebendige Animationen und Zwischensequenzen werden lieber „ARTE Tracks“ und ähnlichen Formaten überlassen, um dem klassischen ARD-Publikum die Umschalt-Impulse zu nehmen.

Geschichten werden erzählt, die zwar bekannt sind und doch faszinierend

Sehenswert sind die drei „Pop-Legenden“ natürlich trotzdem, weil die Geschichten, die erzählt werden, zwar bekannt sind und doch faszinierend wie berührend unfassbar. So zeichnet Andreas Kanonenberg den kurzen und doch viel zu langen Leidensweg von Amy Winehouse nach. Ein jüdisches Londoner Mädchen, das sich von Kindesbeinen an ausschließlich einem Traum widmet: auf der Bühne zu stehen und zu singen.

Noch heute sind ihr Entdecker Nick Godwyn, Kritiker-Guru Dan Cairns oder Produzent Mark Ronson hingerissen von dem überirdischen Talent, das Winehouse als Sängerin, Texterin und Persönlichkeit vereinte. Und Fassungslos, wie Amys großer Traum schon nach dem ersten Album „Frank“ 2003 über den Rand des Abgrunds in einen bodenlosen Albtraum kippte.

Whitney Houston war mehr Zeit vergönnt als Winehouse, Jimi Hendrix, Kurt Cobain, Jim Morrison oder Janis Joplin – dem „27 Club“, der vom 24. Juli an im St. Pauli Theater in einer Bühnenshow vereint wird. Aber als die „Queen of Soul“ am 11. Februar 2012 stirbt, hat sie einen ähnlichen Weg in Berge und Täler aus Abstürzen hinter sich, wie Pop-Dokumentarist Rudi Dolezal auf 45 Minuten konzentriert. Von Millionen geliebt, fand sie selber nicht die richtige Liebe, den richtigen „Bodyguard“.

Einen wie Eddy Kante vielleicht, Udo Lindenbergs Leibwächter seit 33 Jahren. Er ist einer von vielen, die Udo auf den richtigen Weg gebracht haben. Für Autor Lutz Rosenkranz, der den Panikrocker fünf Jahre lang auf der Spur des Zigarrenrauchs auf die Bühnen und in das Hotel Atlantic folgte, nimmt Udo die Sonnenbrille ab und zeigt Augen, die lange Nächte wie Amy Winehouse und Whitney Houston gesehen haben. Aber Udo Lindenberg ist eben auch „Stark wie zwei“. Eine Pop-Legende.

„Pop-Legenden“ Amy Winehouse: Mi 17.7.; Udo Lindenberg: Mi 31.7.; Whitney Houston: Mi 7.8.; jew. 22.45 Uhr; ARD