Hamburger Moderator Johannes B. Kerner kehrt im Herbst zum ZDF zurück

Hamburg. Den Jubelrufen nach zu urteilen, die nun über den Mainzer Lerchenberg schallen, steht und fällt mit dem Engagement dieses Mannes die ZDF-Abendunterhaltung. „Johannes B. Kerner steht wie kaum jemand für die Verbindung von journalistischen Inhalten und spannender Show-Unterhaltung. Damit ist er die perfekte Besetzung für die beiden Showkonzepte im Herbst“, erklärte Unterhaltungschef Oliver Fuchs. Bleibt die Frage: Warum hat sich der Sender im Jahr 2009 überhaupt von Kerner getrennt? Warum schien jemand knapp vier Jahre zuvor nicht mehr gut genug für den Sender — und gilt heute als Heilsbringer? Nach einem Abschied wohlgemerkt, der als frostig bezeichnet werden kann. Kerner wechselte nach gescheiterten Vertragsverhandlungen zum Privatsender Sat.1; der damalige Programmdirektor und heutige Intendant, Thomas Bellut, schien ihm keine Träne nachzuweinen.

Ab Herbst nun soll der Hamburger Moderator mit zwei neuen Sendungen ins ZDF-Programm zurückkehren. Mit zunächst zwei Ausgaben einer neuen Zeitreise-Show sowie „Deutschlands Quiz-Champion“— eine Sendung, die man bereits zu kennen glaubt, bevor sie überhaupt aufgezeichnet ist. Kerner erneut als Sport-Moderator einzusetzen, sei nicht geplant, sagte Programmdirektor Norbert Himmler „Focus Online“. Für „Liga total“ auf der Entertain-Plattform der Deutschen Telekom hatte der sportbegeisterte Kerner zuvor die Fußball-Bundesliga moderiert. Die Moderation der Fußballspiele ist beim Zweiten jedoch fest in der Hand von Oliver Welke. Die spätabendliche Talkschiene hat der Kollege Markus Lanz übernommen. Bleibt für Kerner, der derzeit mit seiner Familie Urlaub macht, die nicht geringe Anzahl der Quiz- und Wissenssendungen.

Man kann die Kerner-Rückkehr durchaus als Win-win-Situation betrachten. Der Moderator, der 25 Jahre beim Fernsehen gearbeitet hat, vor und hinter der Kamera, tut künftig, was er offensichtlich am liebsten tut: vor einem Millionenpublikum moderieren. Und der öffentlich-rechtliche Sender, den der Wechsel von Jörg Pilawa zur ARD in Bedrängnis gebracht hat, schließt mit wenig Aufwand eine Lücke. Ein Sender zumal, der ungern das Risiko eingeht, sich die Finger zu verbrennen. Lieber altbewährt als womöglich einen Tick weniger erfolgreich.

Man könnte andererseits argumentieren, dass dieses Bäumchen-wechsel-dich-Spiel, das sich in diesen Tagen nicht nur am Beispiel Johannes B. Kerner beobachten lässt, typisch ist für eine Branche, in der Moderatorenpflege als veraltete Sitte gilt. In der man an Moderatoren nicht mehr festhält, sondern bei Nichterfüllung der Quotenerwartung bereits nach dem nächstbesseren Kandidaten Ausschau hält. Was dazu führt, dass kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein Sender dem anderen einen Moderator wegschnappt. Wechsel von einem Fußballklub zum Konkurrenten nehmen sich gegen dieses Triumphgeheul harmlos aus.

„Bauer sucht Frau“-Kupplerin Inka Bause plauscht nun nachmittags im ZDF. Cindy aus Mahrzahn dreht „Wetten dass..?“ den Rücken und tobt sich beim Sat.1-Experiment „Promi Big Brother“ aus. Und der Unterhaltungs-Tausendsassa Thomas Gottschalk hat sich in beachtlicher Zeit durch die Senderstrecke ZDF — ARD — RTL gepflügt. So funktioniert das Showgeschäft, mag sein. Aber dass bald kein Zuschauer mehr weiß, welcher Moderator zu welchem Sender gehört, ist die Konsequenz, die nicht im Sinne der Programmmacher sein kann.

Im Fall von Johannes B. Kerner und dem ZDF könnte die Zuschauerirritation allerdings ausbleiben. Es wird so sein, als wäre er nie fort gewesen.