Die viel diskutierte US-Serie „Girls“ startet an diesem Wochenende bei ZDFneo

Es ist eine feine Ironie des Schicksals, dass Lena Dunham, die in der US-Serie „Girls“ ihr prekäres Leben als Jungautorin schildert, mittlerweile einen Verlagsvorschuss von 3,7 Millionen Dollar für ihre Memoiren in der Tasche hat. Der Erfolg der 27-Jährigen hat maßgeblich zwei Gründe. Zum einen hat sie sich die Fäden nicht aus der Hand nehmen lassen. Für ihre fortlaufende Tragikomödie schreibt Dunham das Drehbuch, ist an Regie und Produktion beteiligt und steht zudem als Hauptdarstellerin Hannah vor der Kamera. Zum anderen hat sie mit ihrer eigenen zugespitzten Autobiografie einen Frauentypus profiliert, der wesentlich näher an der Lebensrealität junger New Yorkerinnen dran ist als die hoch polierten Existenzen in „Sex And The City“ Ende der 90er-Jahre.

Galt Brooklyn, weil jenseits des East Rivers, für Carrie Bradshaw und ihre Luxus-Clique noch als das Ende der Welt, ist der Stadtteil Anfang der 2010er-Jahre der Platz, an dem die (Überlebens-)Künstler, Hipster, „Was mit Medien“-Menschen und Musiker sich so wohl fühlen wie die nymphomanische Samantha aus „Sex And The City“ einst bei der Seemannsparade. Um Zwischenmenschliches geht es auch in „Girls“ reichlich. Allerdings wird dieser Tage nicht verschämt auf einem Post-it Schluss gemacht, sondern sehr direkt, während sie gerade auf ihm sitzt.

Hannah und ihre Freundinnen sind klug, aber arm, nur bedingt alltagstauglich, und statt Manhattan trinken sie Brooklyn Lager. Die Körper sind nicht durchtrainiert, sondern werden in ihrer Unperfektion zur Schau gestellt. Das Ganze ist schonungslos, peinlich, abgründig, überspannt und sehr witzig.

Während in den USA gerade die dritte Staffel gedreht wird, startet am Sonnabend die erste Staffel von „Girls“ auf ZDFneo (bisher war die Serie in Deutschland lediglich beim Bezahlsender Glitz zu sehen). Der Zuschauer erlebt, wie Hannah von ihren Eltern der Geldhahn abgedreht wird und sie sich mit Jobs durchzubringen versucht. „Ich hab’s durchgerechnet: Ich kann in New York noch dreieinhalb Tage über die Runden kommen. Vielleicht auch sieben. Ohne Mittagessen“, bilanziert sie.

„Girls“-Weisheiten wie diese werden regelmäßig auf der Facebook-Seite zur Serie veröffentlicht und gelten vor allem jungen Frauen als Slogans, um den Kopf über Wasser zu halten. „Für kein Geld der Welt möchte ich noch mal 24 sein“, sagt Hannahs Frauenärztin. Und ihre Patientin entgegnet, während sie auf dem Behandlungsstuhl liegt: „Tja, ich bekomme gar kein Geld.“ Ein Umstand, der sich für Dunham real immerhin geändert hat.

„Girls“ Sa, 22.00, ZDFneo