Dokumentarfilm mit Lücken: „We Steal Secrets: Die Wikileaks Geschichte“

Just zum Drama um den Informanten und ehemaligen US-Geheimdienstmann Edward Snowden kommt ein Dokumentarfilm über einen bekannten Vorgänger in die Kinos. „We Steal Secrets: Die Wikileaks Geschichte“ verknüpft das Schicksal des wahrscheinlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning und Julian Assange, des charismatischen Gründers der Enthüllungsplattform. Hinter dem Film steht einer der weltweit bekanntesten Dokumentarfilmer: Alex Gibney war mehrfach für den Oscar nominiert und gewann die Trophäe 2008 mit „Taxi to the Dark Side“, der Geschichte eines afghanischen Taxifahrers, der nach Verhören durch US-Soldaten starb.

Die Geschichte um Manning, Assange und Wikileaks ist komplex und voller gegensätzlicher Darstellungen zerstrittener einstiger Mitstreiter. Das macht sie zu einem schwierigen Thema für einen Dokumentarfilm. Wer die Entwicklung in den vergangenen Jahren verfolgte, wird eher eine aufwendige Zusammenfassung von bereits Bekanntem vorfinden. Neulinge werden mit einer Masse an Informationen überflutet. Assange und Aktivisten der Enthüllungsplattform wettern, schon der Titel („Wir stehlen Geheimnisse“) sei eine tendenziöse Lüge. Tatsächlich stammt der Satz im Film vom ehemaligen CIA-Direktor Michael Hayden, der sich eher auf das Wesen der Geheimdienst-Arbeit bezieht.

Gibney bekam diverse einstige Weggefährten von Assange vor die Kamera und auch eine der beiden Frauen, die ihm in Schweden sexuelle Nötigung vorwerfen. Ein Interview mit dem Wikileaks-Gründer selbst kam aber nicht zustande und das hinterlässt eine spürbare Lücke im Film – denn viele Fragen könnte nur er beantworten. Gibney zufolge wollte Assange Geld für das Interview, der Filmemacher habe abgelehnt zu zahlen. Die negativen Eigenschaften des Gründers hätten die noble Mission von Wikileaks überschattet, meint Gibney. Insbesondere die Vorwürfe in Schweden, derentwegen er von Großbritannien ausgeliefert werden sollte, seien ernst zu nehmen. „Niemand von uns ist perfekt, und auch er ist kein perfekter Held.“

+++-- „We Steal Secrets: Die Wikileaks Geschichte“ USA 2013, 130 Minuten, o. A., R: Alex Gibney, täglich im Studio-Kino, Zeise; http://upig.de/micro/we-steal-secret.html