Das ZDF kehrt mit der Bauern-Kupplerin Inka Bause zurück zum Nachmittagstalk. Mit Trash-TV soll das aber nichts zu tun haben

Hamburg. Die Blondinen aus Ostdeutschland haben es dem ZDF schon seit Langem angetan: Carmen Nebel, Andrea Kiewel und künftig Inka Bause prägen maßgeblich die weibliche Seite des Zweiten. Alle verbindet – neben Haarfarbe und Herkunft – dieses plapperhaft-unbekümmerte Gemüt, mit dem sie, gern auch mal im leichten Dialekt, durch ihre Sendungen führen. Westdeutsches Gründeln und sperriges Bildungsbürgertum sind ihnen komplett wesensfremd, und vermutlich sind sie gerade deshalb für jenen Sender aus Mainz so interessant, über den Harald Schmidt einst lästerte, er würde sein Programmschema nach den Essenszeiten im Altenheim ausrichten.

Inka Bause, die beliebt-berüchtigte Bauern-Kupplerin von RTL, soll nun von September an den Nachmittag retten, denn da hat das ZDF in den vergangenen Jahren den Zuschauer mit diversen Kochsendungen mürbe gebrutzelt und ist bei den Marktanteilen auf Platz 4 im Rennen der großen Sender gelandet. Ein knapp einstündiger Nachmittagstalk soll von 15.05 Uhr an die Wende bringen, ganz modern wurde der Sendeplatz öffentlich ausgeschrieben. 32 Produktionsfirmen reichten Konzepte ein, am Ende gewann Strandgutmedia GmbH, die bisher vor allem durch Anarcho-TV mit den Moderatoren Joko & Klaas aufgefallen war. „Ich knöpfe deswegen aber nicht für die meine Bluse auf oder kaue vor der Kamera Kaugummi“, sagt Bause bei der Konzeptvorstellung am Dienstag in Hamburg; sie wolle vielmehr so sein, wie es sich für eine Frau Mitte 40 gehöre. „Spannendes Wohlfühlfernsehen“ solle dabei herauskommen.

Ob „Britt“, „Arabella“, „Sabrina“ oder „Vera“, die Trash-Talkshow-Ikonen einer Zeit, als sich noch Menschen darüber aufregten, was da am Nachmittag so alles versendet wird, auch „Wohlfühlfernsehen“ machen wollten, ist nicht überliefert. Von denen will sich „Inka!“ aber auch ganz außerordentlich unterscheiden.

Eingeladen werden sollen vier Gäste, einer davon wenigstens halbwegs öffentlich bekannt, die „spannende Geschichten“ zu erzählen haben. Redaktionsleiter Stefan Bayerl, der auch die Talk-Sendung von Markus Lanz betreut, fasst das Themenfeld weit: Nicht weniger als „Aktuelles, Trends, Gesellschaftsthemen, Boulevard und Feuilleton, Musik, Mode und Kultur“ sollen von Bause durchgewalkt werden. Zunächst 80 Sendungen werden bis Weihnachten in Berlin vor Studiopublikum in einer Art Studioloft produziert und ausgestrahlt, dann wird Bilanz gezogen, ob die angepeilten Zielgruppen – in diesem Fall (aus dem Marketing-Englisch der ZDF-Pressestelle frei übersetzt) die noch halbwegs rüstigen Rentner und die aktiven Hausfrauen mit Bügelaufgaben am Nachmittag – das Konzept angenommen haben.

Und vor allem auch die Moderatorin zu dieser frühen Stunde und ganz ohne melancholische Milchbauern oder vergnügte Viehwirte an ihrer Seite, denn mit dieser sehr speziellen Gruppe aus der RTL-Landliebe „Bauer sucht Frau“ dürfte sie noch in Jahrzehnten so verbunden sein wie der Mist mit der Gabel. Ihre Stärke ist, zumindest auf Sendung, ihre völlige Ironiefreiheit, was eine durchaus zu würdigende Leistung ist. Bause, die seit Jahren die niedlich zerstrubbelte Kurzhaar-Frisur von Meg Ryan aus „e-m@il für Dich“ aufträgt und auch so ähnlich wunderbar lächeln kann wie der Hollywoodstar vor den diversen missglückten Schönheitsoperationen, hat sich noch nicht ganz aus der RTL-Metaphernwelt befreien können („Die Menschen, die in meine Talkshow kommen, werden uns das Futter bieten“), aber das muss sie ja auch nicht: Die 44-Jährige darf schließlich gleich mehrere Fernsehfelder bestellen. So läuft die Bauern-Verkupplung weiter, auch eine gelegentliche Show im MDR wird zunächst fortgesetzt. Somit steht die gebürtige Leipzigerin, die jetzt mit ihrer Tochter in Berlin lebt, zugleich bei RTL, der ARD und dem ZDF, für das sie als Fitnesstrainerin Inka auch noch auf dem „Traumschiff“ schippert, unter Vertrag: Die Inka!nation der Vielseitigkeit.

Nach Weihnachten wolle sie sehen, was davon übrig bleibt: „Wat will die Bause jetzt und wo will sie hin?“, fasst sie ihren Schlachtplan bündig zusammen. Bis dahin müsse eben alles straff organisiert werden. Aber der Tanz auf vielen Hochzeiten habe ja alles auch gute Seiten, schließlich bleibe man so im Gespräch und attraktiv, die Kasse stimmt, wenngleich RTL über das Engagement bei der Konkurrenz nicht erfreut gewesen sei. Alle seien aber weiterhin freundlich zu ihr, außerdem: „Die Bause wird so nie langweilig.“

Ob das neue Sendungskonzept nicht sehr ähnlich sei wie das kürzlich grandios gescheiterte von Thomas Gottschalk in der ARD, wird sie gefragt. „Wir alle kennen Fahrräder und Energydrinks, und dennoch kommen jedes Jahr neue auf den Markt, von denen wir einige besser finden als die bestehenden“, lautet die kreative Antwort. Außerdem stehe hinter ihr eine große Redaktion, die Kollegen würden schon jetzt „alle arbeiten wie die Kümmeltürken.“ Und falls es dennoch gar nicht läuft, gibt es ja noch das alte ZDF-Rezept: „Ich würde mit den Gästen auch einmal etwas kochen“, sagt Bause und lächelt ihr Meg-Ryan-Lächeln. Was muss es schön sein, einfach mal so blond dahinplappern zu können.