„Karikaturen dieser Art gehörten zum visuellen Repertoire des ‚Stürmer‘ – der gefräßige Jude, ein Moloch in Menschengestalt, der im Begriff ist, sich die Welt einzuverleiben, empört sich Autor Hendryk M. Broder.

Hamburg. Man sieht ein Wesen, das problemlos in Maurice Sendaks Kinderbuchklassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“ einen Part ergattern würde. Breites Maul, grüne Gesichtsbehaarung, Hörner auf der Stirn. In der linken Hand hält es eine Gabel, in der rechten ein Messer. So weit, so harmlos. Pikant wird die Monsterkarikatur von Ernst Kahl, die die „Süddeutsche Zeitung“ am Dienstag über die Besprechung zweier Israel-Bücher druckte, erst im Kontext. „Deutschland serviert. Seit Jahrzehnten wird Israel, teils umsonst, mit Waffen versorgt. Israels Feinde halten das Land für einen gefräßigen Moloch“, lautet die Bildunterschrift.

„Karikaturen dieser Art gehörten zum visuellen Repertoire des ‚Stürmer‘ – der hässliche, gefräßige Jude, ein Moloch in Menschengestalt, der im Begriff ist, sich die Welt einzuverleiben. So weit wie die SZ ist bis jetzt noch keine bürgerliche Zeitung in Deutschland gegangen“, empört sich nun der Autor Hendryk M. Broder in der „Welt“ über die unglückliche Bildwahl der SZ. „In dieser Karikatur tritt ‚Israel‘ an die Stelle des ‚Juden‘, die SZ setzt dort an, wo der ,Stürmer‘ 1945 aufhören musste.“

Im SZ-Blog weist die zuständige Redakteurin Franziska Augstein den Vorwurf mit Verweis auf die Unterzeile von sich: „Nur die Feinde Israels sehen Israel in der Weise, die dem abgebildeten Monster ähnelt.“ Sie gibt immerhin zu, dass man eine unverfänglichere Zeichnung hätte auswählen sollen: „Nachdem das Bild zu Missverständnissen geführt hat, wäre es besser gewesen, ein anderes zu wählen.“ Zumal sich auch der Zeichner Ernst Kahl in der „Jüdischen Allgemeinen“ „entsetzt“ von der Verwendung seiner Karikatur in diesem Zusammenhang zeigt.