Es soll nach Vorstellungen von Bezirksamtschef Andy Grote am Veringkanal entstehen. SPD-Politiker kann sich „von Musikclubs über Kinos, Werkstätten, Ateliers, Studios, Bandprobenräumen und kleinen Bühnen“ alles vorstellen.

Hamburg. Wilhelmsburg ist 2013 dank der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der internationalen Gartenschau (igs) auch über die Stadtteilgrenzen hinaus im Gespräch. Abgesehen von diesen Prestigeprojekten wollen Stadtentwicklungsbehörde und der zuständige Bezirk Hamburg-Mitte Wilhelmsburg auch kulturell fördern: Am Veringkanal soll ein regelrechter Kulturkanal entstehen. Das schwebt Bezirksamtsleiter Andy Grote vor. Der SPD-Politiker kann sich „von Musikclubs über Kinos, Werkstätten, Ateliers, Studios, Bandprobenräumen und kleinen Bühnen“ alles vorstellen. Und zwar auf einem Weg von der Honigfabrik im Norden bis zum Dockville-Gelände im Süden, wie er NDR 90,3 sagte.

Die kulturelle Belebung Wilhelmsburgs hat bereits eingesetzt, bisher jedoch nur befristet. Die Rialto-Lichtspiele, ein Altbau am Vogelhüttendeich mit Mansardendach und neobarocker Gaube, haben nach 25 Jahren Pause seit Mai wieder geöffnet, jedoch nur bis Ende Oktober. Die Soulkitchen-Halle, benannt nach dem Hamburg-Film Fatih Akins, hatte bis Jahresende eine Betriebsgenehmigung, ehe sie Mitte Juni auf spektakuläre Weise geschlossen, sprich zugeschweißt wurde: Statiker vom Bauamt hatte eine Gefährdung der Standsicherheit festgestellt.

Das Schicksal der Künstler in den Zinnwerken ist noch ungeklärt

Da die Opernwerkstätten wohl von Barmbek nicht aufs Gelände am Veringkanal, sondern nach Rothenburgsort kommen, scheint in Wilhelmsburg Platz für dauerhaft neue Kulturstätten. „Es gibt noch keinen klaren Zeithorizont“, sagte Mitte-Sprecherin Sorina Weiland. Ihr Chef ist jetzt im Urlaub.

„Die Politiker reden doch schon seit 20 Jahren vom Sprung über die Elbe“, sagt Margret Markert von der Geschichtswerkstatt in der Honigfabrik. Die Mitarbeiterin des Stadtteilkulturzentrums würde es zwar freuen, sie bleibt aber skeptisch. Erst mal müsse das Schicksal der Künstler, Filmemacher, Handwerker und Kleinbetriebe in den 100 Jahre alten Wilhelmsburger Zinnwerken geklärt werden, die rund um den Hof ansässig sind. Die Kündigungen für ihre Räume wurden zunächst vom 30. Juni auf den 30. September hinausgeschoben. Zu den Betroffenen gehört auch Moderator Marco Antonio Reyes Loredo, mit seiner dort produzierten Gastro-Pop-Show „Die Konspirativen Küchenkonzerte“ (ZDF kultur) für den Grimme-Preis 2012 nominiert. Ohne Zinnwerke, Soulkitchen-Halle und Rialto-Kino wäre auf dem Areal am Veringkanal erst recht einiges neu zu gestalten.