Gisela Schneeberger brilliert in der Filmkomödie „Eine ganz heiße Nummer“

Waltraud Wackernagel (Gisela Schneeberger) trägt einen gestreiften Pony. Die Zweifarbenfrisur gilt unter den biederen Landfrauen im niederbayerischen Nest noch immer als todschick. Wie die von ihr dargestellten Frauenfiguren aussehen, sei für deren Rollengestaltung ein wichtiger Faktor, sagt Schneeberger. Dabei gehe es ihr niemals darum, vordergründig ulkig zu wirken, sondern über das Äußere ein authentisches Inneres, ein in sich stimmiges Charakterbild zu entwickeln. Die genaue Beobachterin hält sich an die Realität und daran, wie sie ihre Mitmenschen im Alltag erlebt. Oft gäben die etwas vor, was sie nicht sind. Aus dieser Differenz zwischen Sein und Schein schlägt die Schauspielerin Komikgewinn.

In Markus Gollers überraschendem Kinoerfolg „Eine ganz heiße Nummer“ (nach Andrea Sixts Bestseller und Drehbuch) knien Waltraud, Maria (Bettina Mittendorfer) und Lena (Rosalie Thomass) hinter dem Spalier brennender Kerzen in der Kirche. Mit gefalteten Händen und frommem Augenaufschlag debattieren sie über eine Telefonsexanzeige auf der „Playboy“-Homepage. Maria will mit dem Sündenjob ihren Lebensmittelladen vor der Pleite retten und kommt vor dem Gnadenbild ihrer Namenspatronin zur Erleuchtung: „Es geht alles nur über die Liebe.“ Die Freundinnen sind zum lukrativen Lustgestöhne am Draht überredet. Wie die drei Erotiknovizinnen aus Geldnot über ihren Schatten zu springen versuchen, ist so rührend komisch wie sehenswert. „Pack mer’s“, macht Waltraud alias „Lady Sarah“ sich und den anderen Mut, bietet per Handzettel „Liebesdienste aus unserer Heimat“ an, was zu einem Skandal im erzkatholischen Dorf Marienzell führt.

Die eigentlich simple Geschichte über ältere Damen, die tatkräftig (auch beim Ausflug in den Sexshop) die Dinge in die Hand nehmen, ist nach dem Erfolgsmuster von „Kalender Girls“ und „Die Herbstzeitlosen“ gestrickt. Sie lebt einzig durch die nuancierte, ironische, doch liebevolle Darstellung jenseits allen Klamauks. Fanden auch die über eine Million Kinobesucher. „Eine ganz heiße Nummer“ rangierte auf Platz acht der Arthouse-Jahrescharts 2011. Sie wurde von TNF Tele Norm Film und Atrack Film in Kooperation mit dem ZDF im September 2010 in Gotteszell realisiert.

Ende August sollen die Dreharbeiten zur Fortsetzung der „blau-weißen Liebesschmankerl“ mit Schneeberger starten: „Eine ganz heiße Nummer – alle nackert!“. Die Handlung beginnt ein halbes Jahr später nach Ende des ersten Teils. Maria kehrt von ihrem Aussteigertrip im Dschungel mit einem Schamanen im Schlepptau heim, um mit dem „exotischen Fremden“ für „Ordnung“ im Dorf zu sorgen. Der Kinostart ist für Oktober 2014 geplant.

„Eine ganz heiße Nummer“ Mi 20.15, ZDF