Crosby, Stills & Nash geben am 29.6. im Stadtpark ihr Hamburg-Debüt

Nach Europa kommen sie selten, in Hamburg waren sie noch nie. Doch in diesem Jahr geht ein jahrelang gehegter sehnlicher Wunsch von Konzertveranstalter Karsten Jahnke in Erfüllung: Crosby, Stills & Nash (CSN) spielen in seinem „Wohnzimmer“, wie er die Freilichtbühne im Stadtpark nennt. Immer wieder musste das Trio sich in der Vergangenheit zusammenraufen, denn es ist keine Band im herkömmlichen Sinne und war es nie. Als die drei sich 1968 im Haus von Cass Elliot, der schwergewichtigen Sängerin der Mamas & Papas, zusammenfanden, hatte jeder von ihnen schon eine stattliche Karriere hinter sich: David Crosby gehörte zu den Byrds, war von seinen Kumpanen aber gefeuert worden, Stephen Stills zu Buffalo Springfield, Graham Nash war einer der Köpfe der englischen Beatband The Hollies. Als sie damals CSN gründeten, waren sie eine der ersten sogenannten Supergroups der Rockgeschichte.

45 Jahre später zählen sie immer noch zur ersten Garde – nicht nur in Bezug auf ihren dreistimmigen Harmoniegesang, sondern auch, was die Legenden angeht, die sich um diese drei übergroßen Persönlichkeiten ranken. Zeitweilig vergrößerte Neil Young das Ensemble zum Quartett, und auch das trug nicht gerade zu einem friedlicheren Miteinander bei. „Wir sind nun mal vier ausgeprägte Individualisten und kennen uns so gut, dass wir genau wissen, welchen Knopf wir drücken müssen, um uns gegenseitig in Rage zu bringen“, hat Graham Nash gesagt. Der sympathische Engländer gilt als der Diplomat innerhalb der Band.

Von den früheren Zerwürfnissen ist jedoch bei der vor ein paar Tagen in Dresden gestarteten ausführlichen Deutschland-Tournee nichts zu spüren. Die drei scheinen sich darüber zu freuen, dass sie sich zurzeit stabiler Gesundheit erfreuen und noch einmal stattliche Gagen mit zurück nach Übersee nehmen werden. Das war nicht immer so: Stills musste sich 2008 wegen Prostatakrebs operieren lassen, Crosby bekam schon 1994 eine neue Leber, nachdem er das lebenswichtige Organ durch jahrelangen Drogenkonsum zugrunde gerichtet hatte und ohne die Transplantation gestorben wäre. Nur Nash sorgte nie für negative Schlagzeilen. Im Gegenteil: 2010 wurde er von Queen Elizabeth II. mit einem Orden für seine Verdienste belohnt, und das, obwohl er inzwischen amerikanischer Staatsbürger ist.

Der Stern von Crosby, Stills, Nash & Young ging 1969 beim Woodstock-Festival auf, dem zweiten Konzert, das sie überhaupt gegeben hatten. Aus dieser frühen Phase ihrer Karriere speist sich bis heute ihr Ruhm. Zu Klassikern sind zum Beispiel der „Marrakesh Express“ und die „Suite: Judy Blue Eyes“ geworden, in der Stills seine gescheiterte Liebesbeziehung zu der Sängerin Judy Collins verarbeitete. CSNY sind von Beginn an auch eine politische Band gewesen. „Ohio“, von Neil Young geschrieben, ist ein Protestsong nach der Erschießung von vier Studenten auf dem Gelände der Kent Universität, „Wooden Ships“ beschreibt die Konsequenzen eines Nuklearkrieges. 2006 waren sie bei der „Freedom Of Speech“-Konzertreihe dabei, die gegen die Bush-Regierung und den Irak-Krieg opponierte. Schöner als bei CSN kann politischer Protest nicht klingen.

Crosby, Stills & Nash Sa 29.6.,19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstraße, Karten 66,50; www.crosbystillsnash.com