Hamburg. Wie sehen sich Afrikaner? Welche Wege gehen sie, wenn sie gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, bis sie in Deutschland landen? Fragen, die sich Jessica Nupen gestellt hat. Antworten versucht die in Hamburg lebende südafrikanische Tänzerin und Choreografin mit ihrer ersten Theaterproduktion „Afridyssey“ zu geben.

Der Titel ihres bei der Premiere im Sprechwerk gefeierten Stücks setzt sich aus den Begriffen „Afrika“ und „Odyssee“ zusammen. Eine Irrfahrt ist ihre Reise jedoch nicht. Vielmehr zeigt sie in ihrem siebenköpfigen Ensemble eine anschauliche und energiegeladene Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen. Das fängt bei Stammestänzen an und sorgt beim Palaver im großstädtischen Armenviertel sogar für Gelächter. Im Mittelpunkt steht indes der Kampf um Freiheit. Kolonialismus und Unterdrückung symbolisieren Nupen und zwei Kolleginnen, indem sie — Herrenreiterinnen gleich — auf die Schultern der drei Tänzer steigen. Die Siebte, Deborah Powell, gibt die Diktatorin.

Nur mit „Refugee-Bags“, für Flüchtlinge typische Kunststoff-Tragetaschen, kommen die Frauen und Männer nach Europa. Vier von ihnen, nun in Bluse und Hemd gekleidet, üben sich im Paartanz, zwei tragen weiter traditionelle Kluft. Videoinstallationen mit Bildern aus Afrika sowie mit Aussagen der in Hamburg lebenden Männer Xaminou aus Togo und Itumaleng aus Südafrika liefern Hintergründe des Konflikts zwischen Anpassung und Identität. „Am Ende werden wieder alle nach Hause kommen“, sagt Itulameng.

Jessica Nupen wählt in ihrem Finale tänzerisch den Weg in Richtung Afrika, ist mit „Afridyssey“ aber in Hamburg angekommen. Beim interkulturellen eigenarten-Festival wird ihr Stück am 1. und 2. November noch mal im Sprechwerk zu erleben sein. Dazu beigetragen, Afrika, seine Bewohner, aber auch uns Deutsche mit anderen Augen zu betrachten, hat es schon jetzt.

„Afridyssey“ Do 27.6., 20 Uhr, Sprechwerk, Klaus-Groth-Str. 23, Karten unter T. 0180/504 03 30