Mein aufregendster Gast? Das ist nicht schwer: Klaus Kinski. Ich hatte zur Vorbereitung auf das Interview mit ihm etliche Videos gesehen, in denen er Journalistinnen eine nach der anderen in den Boden stampfte. Désirée Nosbusch zum Beispiel, die damals für Radio Luxemburg arbeitete, bekam im Gespräch mit Kinski kein Bein auf den Boden. Mit Angst und Schrecken bin ich in die Sendung gegangen – damals haben wir ja stets live gesendet. Zusätzlich hatte ich mir Pappschilder gebastelt, auf denen seine größten Macho-Sprüche standen: „Frauen sind nur gut für Sex und Küche“ zum Beispiel. Schon vor der Sendung hat Kinski mich übel angebaggert und befummelt, vor der Kamera hat er mich ständig unterbrochen: „Lass uns doch lieber über deinen Po sprechen.“ Ich habe mich versucht, mit Frechheit zu wehren, habe die Pappen hochgehalten und gesagt: „Sehr einfallsreich sind Sie ja nicht, Herr Kinski.“ Eigentlich wollte ich nur, dass das Gespräch, das ja überhaupt keines war, so schnell wie möglich zu Ende geht, aber mein damaliger Chefredakteur rief: „Weitermachen, die Quote ist super!“ Nach der Sendung stand ich auf der Toilette vor dem Spiegel und habe meine Frisur nach grauen Haaren abgesucht. Aber überraschenderweise hat mich nur die alte Alida angeguckt.