Moderator Tom Buhrow hat am Sonntag zum letzten Mal die „Tagesthemen“ moderiert

Hamburg. Der harte Kern hielt bis halb drei Uhr nachts durch. Auf der internen Abschiedsparty von „Tagesthemen“-Moderator Tom Buhrow wurden am Sonntagabend im NDR-Studio musikalische Ständchen, Frikadellen und Bier serviert. Pils, kein Kölsch. Dafür (umgedichtete) Refrains der Karnevalsbands Brings und Bläck Föös, die über die Kölner Stadtgrenzen hinaus nur ausgesprochen feierfreudigen Menschen ein Begriff sein dürften. Für Buhrow findet der Rosenmontagszug künftig vor der Haustür statt: Ab 1. Juli steht er als Intendant an der Spitze des WDR in Köln, der größten Rundfunkanstalt der ARD.

Tom Buhrow bleibt dem Ersten also erhalten und rückt für sein Hamburger Nachrichtenteam gleichzeitig in weite Ferne. Vor 2481 Tagen habe er seine erste „Tagesthemen“-Sendung moderiert, hatte Wettermann Sven Plöger ausgerechnet. Abschiedsschmerz war also unvermeidlich an diesem letzten Arbeitstag. „Es war eine große Wehmut im Studio spürbar“, sagte Thomas Hinrichs, zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell. „Aber wenn niemand traurig wäre an einem solchen Tag, dann wäre auch etwas falsch gelaufen.“

Buhrow selbst schob mögliche Anflüge von Gerührtheit gleich vorweg auf eine Erkältung. Jenseits der kratzigen Moderatorenstimme boten die letzten „Tagesthemen“ eine aktuelle Lage, die man wohl als Glücksfall für Nachrichtenmacher (für die Betroffenen selbstverständlich weniger) bezeichnen würde: Straßenkämpfe in der Türkei, Hochwasserlage, ein zu Tränen gerührter SPD-Kanzlerkandidat. Wegen eines „Brennpunktes“ begann die Sendung deutlich verspätet um 23.25 Uhr. 2,24 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (Marktanteil: 14,7 Prozent) waren dabei, als Buhrow sich mit seinen berühmten letzten Worte verabschiedete: „Morgen ist ein neuer Tag.“ Nicht ohne zu erklären, wie er diese Worte stets gemeint hatte. Aller schlechten Nachrichten zum Trotz solle man stets Zuversicht bemühen. Dazu zitierte er Theodor Fontanes Gedicht „Trost“: „Tröste dich, die Stunden eilen...“ Und plötzlich war es halb drei.