Die NDR Sinfoniker und ein virtuoser Martin Grubinger konzertierten auf Kampnagel

Hamburg. Ein Orchester, das sich Martin Grubinger als Solisten holt, bezahlt den zumeist ausverkauften Saal mit stark verminderter Aufmerksamkeit auf die eigene Einmaligkeit. Die artistische Kunst dieses Schlagzeugers, Trommlers und Perkussionisten zieht dermaßen magnetisch die Blicke auf sich, dass alles übrige musikalische Geschehen auf der Bühne nachrangig wird. Das ist nicht wirklich seine Schuld; zum einen versprüht dieser auch als Conférencier in eigener Sache hoch talentierte Schwiegermuttertraum eine durch nichts auszubremsende Freude, zum anderen verkörpert er das Paradox der One-Man-Show als Teamplayer.

Martin Grubinger ist glaubwürdig beides: Solist von unbedingter Präsenz und Selbstentäußerungsbereitschaft, zugleich immer auch hingebungsvoller Zuhörer und Ermunterer dessen, was er mit seiner Kunst überglänzen soll. Ein zutiefst kollegiales Alphatier.

Deshalb konnte einem das NDR Sinfonieorchester am vergangenen Freitag auf Kampnagel fast ein bisschen leidtun. Hätten die Musiker das Programm getauscht, Ravels „Rhapsodie espagnole“ und vor allem die ausufernd langen „Sinfonischen Tänze“ von Sergej Rachmaninow an den Anfang ihres Programms gestellt und Martin Grubinger erst in der zweiten Hälfte präsentiert, dann wäre die Kraft wohl mit ihnen gewesen.

Denn unter der fabelhaften Regie des eingesprungenen Dirigenten Olari Elts, der in kürzester Zeit das ehrgeizige Programm mit ihnen einstudiert hatte, entfalteten die Musiker eine präzis ausgearbeitete orchestrale Farbenpracht. Vor allem Rachmaninows dreisätziges Werk bot brillantes Zusammenspiel und eine Fülle an solistischen Glanzpunkten.

Doch als dieses Fest gefeiert wurde, schien das Publikum noch vollauf mit dem Abbau des Rauschstoffs beschäftigt, den Grubinger ihm zuvor mit HK Grubers „Rough music“ und drei gleichermaßen atemberaubenden Zugaben verabreicht hatte.

Wie sich in seiner Performance zirkushafte Perfektion – vom Einstäuben der Hände, damit die Trommelstöcke keine Blasen an den Händen machen, bis zum fast manieristischen Verharren in Stille nach dem letzten Ton – mit durch und durch musikalischem Virtuosentum zum Erlebnis fügt: Das ist einfach einmalig.