Eine Premierenkritik von Joachim Mischke

Sinnlos von Schwätzern und Luftpumpen verschwendete Lebenszeit – oder doch Erhellung mit langfristigem Aha-Effekt? Das Schöne an Gesprächen ist ja, dass man nicht immer weiß, ob und was dabei rumkommt. So gesehen, war die erste Runde des „Parlando Sommersalons“ der „Zeit“-Stiftung am Sonnabend in der Bucerius Law School kein überfüllter, aber auf jeden Fall ein optimistisch stimmender Premieren-Erfolg. Zum Reden über Kultur, Gesellschaftliches, Soziales und Philosophisches kamen nach Angaben der Veranstalter rund 1100 Besucher, die bis zum späten Abend blieben und sich umhörten.

Anspruchsvolle Themen gab es, Nischensortiment, das eine oder andere Argumente-Recycling sicher auch. Doch die Stimmung auf dem Campus stimmte. Und oft waren es eher die kleinen Neuigkeiten, die aus den Nebensätzen, die dem Gesamtbild seinen Mehrwert-Charme verliehen: So verriet Manfred Lahnstein auf einem Podium, dass das Thalia die beste Bilanz in der Geschichte des Theaters geschafft hat. Und Karin Beier wenig später, dass der ehemalige Schauspielhaus-Hausgott Christoph Marthaler wegen seiner neuen Aufgaben dort von Paris nach Hamburg zieht.

Der Charme dieses Themen-Büfetts aus Debatten und Vorträgen fehlte bislang in der hiesigen Kulturlandschaft. Reden und tatsächlich auch etwas Brauchbares sagen? Wäre schön für die Perspektiven der Stadt, wenn es nicht bei diesem Format bliebe.