Im Sonntagskrimi aus Leipzig geht es um ein totes Mädchen und die Mühlen des Polizeiapparates

Ein kleines Mädchen stirbt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, versucht der Vater wenig später, sich das Leben zu nehmen. Der „Tatort“ aus Leipzig mit dem fatalistischen Titel „Die Wahrheit stirbt zuerst“ ist von der ersten Minute an ein deprimierendes Familiendrama. Nichts kann wieder ins Lot gebracht werden, weil eine Welt in Scherben zerfallen ist. Die Kommissare Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke), die selbst in alten Zeiten ein gemeinsames Kind verloren haben, müssen von einem traumatisierten Menschen zum nächsten zu pilgern und sich zwischendurch mal an den Händen fassen, um Kraft zu tanken für den nächsten Schritt. Irgendwann mischt auch noch das BKA in Sachen illegale Auslandsgeschäfte eines Verdächtigen mit (in Gestalt von Katja Riemann als Zicke vom Dienst mit hohen Befugnissen) und stoppt die Ermittlungen.

Für Regie und Buch ist der dramenerprobte Routinier Miguel Alexandre verantwortlich, der es bestens versteht, eine so schauerliche wie melancholische Stimmung aus den Mühlen des Polizeiapparates hervorzukitzeln. Hinzu kommt Martin Wuttkes unnachahmliches Spiel, der seinem Keppler immer eine Portion Weltferne gepaart mit emotionaler Verkrüppelung auf den Buckel packt. Simone Thomallas Kommissarin Saalfeld ist für den betroffenen Blick zuständig, Katja Riemann punktet als Furie, die immer den letzten Satz an sich reißt. Optisch passen die schwer romantisch angehauchten Waldszenen mit den schneebedeckten Baumwipfeln denkbar schlecht in diese sommerliche Jahreszeit. Aber unterm Strich ist es doch sehenswert, dieses Wintergemälde von einem „Tatort“.

Tatort: „Die Wahrheit stirbt zuerst“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD