Der NDR muss sparen. Auf einer Geschäftsführungsklausur wurde am 3. Juni beschlossen, die Budgets des Senders bis 2016 „um insgesamt mehr als 30 Millionen Euro abzusenken“. Konkret um 33,52 Millionen Euro. In seinem Intranet begründet der NDR diese Maßnahme mit dem Tarifabschluss 2013 sowie mit „anderen Entwicklungen“. Darunter fallen geringere Erträge aus Beteiligungen – die NDR-Tochter Studio Hamburg macht gar Verlust – sowie Rückstellungen für zu erwartende höhere Steuerbelastungen. Bei dem größten Einsparposten handelt es sich aber nicht um Kürzungen, sondern um den Verzicht auf eine Anhebung: Die Etats für „Stellen- und Trägerkosten“ sollen 2015 und 2016 nicht erhöht werden. Diese Nullrunden hätten „Etatanpassungen von 12,1 Millionen Euro“ zur Folge. Ein Stellenabbau, der über die in den Vorjahren beschlossenen Maßnahmen hinausgehe“ sei aber nicht geplant.

Gespart wird beim Programm: Das Fernsehen muss auf sechs Millionen Euro verzichten, die Kollegen vom Hörfunk sind mit einem Betrag von 500.000 Euro dabei. Die Produktionsdirektion erhält 4,7 Millionen, die Verwaltung 3,8 Millionen und die Intendanz 1,5 Millionen Euro weniger als geplant. Der Etat für die Programmverbreitung fällt um vier Millionen Euro niedriger aus. Die Abschreibungen werden um 500.000 Euro reduziert. Und die Landesfunkhäuser sparen 420.000 Euro ein.

Die deutsche Ausgabe von „Interview“, dem 1969 von Andy Warhol gegründeten Lifestyle-Magazin, wird umpositioniert. Aus der Zeitschrift soll mit dem Amtsantritt der neuen Chefredakteurin Lisa Feldmann, die am 1. Juli kommt, ein Frauenmagazin werden. „Unsere Leserschaft soll künftig zu 80 Prozent aus Frauen und zu 20 Prozent aus Männern bestehen“, bestätigt eine Sprecherin auf Nachfrage. Bisher würden 60 Prozent Frauen und 40 Prozent Männer „Interview“ lesen. Um männliche Leser nicht völlig zu vergraulen, sei für den Herbst ein Männerspecial geplant. Hintergrund der Umpositionierung dürften die ausgesprochen schwachen Verkaufszahlen der seit Februar 2012 erscheinenden deutschen „Interview“-Ausgabe sein.

Unabhängige IVW-Zahlen gibt es zwar nicht, Konkurrenzverlage messen aber mit sogenannten Grosso-Panels den Einzelverkauf ihrer Wettbewerber in den alten Bundesländern. Demnach lag die Grosso-West-Auflage von „Interview“ im April und Februar bei jeweils 2700 und im März bei 2600 verkauften Exemplaren. Zwar müssen noch die Abos, die im Ausland und über das Grosso Ost abgesetzten Exemplare sowie die Hefte hinzugerechnet werden, die über den Bahnhofsbuchhandel verkauft werden. Jedoch gehen Vertriebsexperten davon aus, dass die hart verkaufte Gesamtauflage von „Interview“ maximal doppelt so hoch ist, wie die Grosso-West-Auflage. Die „Interview“-Sprecherin hält das für „Stimmungsmache“. Die verkaufte Auflage des Titels, verlegt vom Zeitschriftenmanager Bernd Runge und dem russischen Milliardär Wladislaw Doronin, liege „zwischen 45.000 und 60.000 Exemplaren“.