Die Theatergruppe Steife Brise lädt zu den „1. Nordic Impro Days“ mit skandinavischen Gästen auf die „Cap San Diego“. Die Festival-Sprache ist Englisch, die skandinavischen Gäste können schließlich kaum oder gar kein Deutsch.

„Cap San Diego“. Gute Mottos kann es nie genug geben. „Ein Koffer voller Hoffnung“ heißt die Dauerausstellung über Auswanderer auf der „Cap San Diego“. Sie nimmt die Besucher mit ins 19. sowie in die ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, mithin die Zeit des Aufbruchs und der Auswanderung nach Amerika. Die Schau auf dem hanseatischen Museumsschiff dokumentiert in Luke 4 und 5 multimedial, wie mehr als fünf Millionen Menschen aus ganz Europa über Hamburg ihre Heimat verließen.

Wohin die Reise spontan führen kann, soll sich auf der „Cap San Diego“ auf eine neue Art und Weise zeigen. An der Überseebrücke weht drei Abende lang eine Steife Brise. Die gleichnamige Hamburger Improvisationstheaterguppe, bekannt für Slogans wie „Wir schrubben dein Deck“ oder „Heul doch!“, lädt auf dem bis heute fahrtüchtigen ehemaligen Stückgutfrachter zu den „1. Nordic Impro Days“. Ein wachsendes internationales Improtheaterfestival sollen die Nordischen Improtage werden — und damit indirekter Nachfolger der „German Impro Open“. Das Festival des deutschsprachigen Theatersports hatte bis 2012 zehn Jahre lang in der Karwoche im Lustspielhaus Improspielern und Zuschauern gleichermaßen Spaß bereitet.

„Der Theatersport hat am Ende nicht mehr ganz so gerockt“, nennt Thorsten Brand einen Grund für den Neuanfang. Der gebürtige Bergedorfer hatte die Steife Brise 1992 gegründet. „Hamburg ist das Tor zur Welt“, ergänzt sein Kollege Knut Kalbertodt, „da liegt erst mal die Ausdehnung nach Norden nah.“ Der Schauspieler, der in seinem schwarz-weiß gestreiften Referee-Outfit als gnadenloser Theatersport-Schiedsrichter in der Impro-Szene Kultstatus erlangt hatte, hat mit Partnerin Verena Lohner das neue Festival ersonnen. Schon im März und April waren Steife-Brise-Mitglieder mit „Seemansgarn“, einer neuen Show, in der vier Matrosen-Darsteller kräftig fabulieren, auf der „Cap San Diego“ zu neuen Ufern aufgebrochen. Jetzt wechseln sie aus der kuscheligen Luke 4 in die größere Luke 5. Eingeladen haben sie die finnische Gruppe Stella Polaris, 2011 schon einmal Gast der „German Impro Open“, und The Improvements, zwei „Funky Frauleins“ aus Schweden. Mit den Hamburger Kollegen Wiebke Wimmer und Stefan Heydeck wollen sie zum Auftakt am Donnerstag skandinavische Trolle und Elfen zu neuem Leben erwecken. „Wir norden die Leute ein bisschen ein“, formuliert es Kalbertodt treffend doppeldeutig.

Am Freitag sind dann die skandinavischen Gäste gefragt, den vier Spielern der Steife Brise und den Zuschauern neue Formate näherzubringen. Ohne Ideen des Publikums, die die Schauspieler wie immer sogleich in Szenen und Geschichten einzubauen versuchen, geht ebenso wenig wie beim „Wikinger-Abend“ am Sonnabend. „Halvar lässt grüßen!“, hat Brise-Chef und -Moderator Thorsten Brand sein finales Motto schon im Kopf. Kalbertodt wird ihm als „verschlagener Berater“ beiseitestehen, wenn sich acht Spieler aus den drei Gruppen in einem sogenannten Maestro beim Publikum darum bewerben, wer der neue Lieblings-Wickie wird.

Die Festival-Sprache ist Englisch, die skandinavischen Gäste können schließlich kaum oder gar kein Deutsch. Das soll indes weder heimische Spieler noch Besucher abschrecken. Als Ausweichmöglichkeit gibt es noch Gromolo, eine Spielsprache mit fantasievollen Buchstaben- und Wortfolgen. Zudem sind Mimik und Gestik live auf einer Bühne noch immer etwas, das so schnell keine Ausstellung bieten kann. Auch wenn „Ein Koffer voller Hoffnung“ einen Teil der Kulisse in Luke 5 bildet.

„1. Nordic Impro Days — Die Nordischen Improtage“ Do 13.—Sa 15.6., jew. 20.00, „Cap San Diego“/Luke 5 (U Baumwall), Überseebrücke, Karten zu 19,-/erm. 15,- unter T. 31 31 14; www.imperial-theater.de, www.steife-brise.de