Ein Sendehinweis von Karolin Jacquemain

Die Dinge beim Namen nennen. Und sie ertragen, indem man sie mit Spott überschüttet. So hat Harald Schmidts „Late Night“ viele Jahre erfolgreich funktioniert; so präsentieren sich (in anderen Verpackung) die erfolgreichen Comedyformate dieser Tage. Die „heute-show“ spielt längst in einer eigenen Unterhaltungsliga, fernsehpreisgeschmückt und fanclubgestärkt. Aber auch „durchgedreht“, die Sommerpausenvertretung der Oliver-Welke-Nachrichtensatire mit Kollege Jörg Thadeusz, die ab Freitag im ZDF läuft, lässt auf ein wenig Spinnertum und gesunde Anarchie im konfektionierten Sendeablauf hoffen. Die Euro-Krise als Horrorfilm. Das G8-Treffen im Stil der Augsburger Puppenkiste. Hat man so jedenfalls noch nicht gesehen.

Und dann ist da noch „Tagesschaum“, das neue WDR-Format des Moderators und Systemverweigerers Friedrich Küppersbusch, bei dem am Montagabend wohl so manch einem Zuschauer der Nudelteller aus der Hand purzelte beim Gucken. Schon das Tempo verhielt sich zum öffentlich-rechtlichen Ton wie der Formel-1-Flitzer zum Bollerwagen. Dazu im Bild: ein „Sozialkundelehrer ohne Haare“ (Küppersbusch über Küppersbusch), der elf Minuten ohne Showeffekte und Brimborium, dafür mit bitterbösem Zungenschlag das Tagesgeschehen sondierte. Wer „Tagesschaum“ gesehen hat (soll angeblich gegen „Wahlmüdigkeit“ helfen), weiß nicht unbedingt mehr über die Lage des Landes. Aber das ist beim geistigen Vorbild „Tagesschau“ an manchen Tagen schließlich nicht anders.