Die französische Band Phoenix gibt mit älteren Hits und neuen Songs ein überzeugendes Konzert im Stadtpark. Die französischen Feingeister von Phoenix sind bei der Indiepop- und Hipsterfraktion ein playlistmäßiges Muss.

Hamburg. Die Freilichtbühne im Stadtpark ist wie ein Pop-Raumschiff, und es fliegt im Sommer immer wieder für gute zwei Stunden zum Planeten Rock. Eröffnet wurde die Stadtpark-Saison schon im Mai. Aber da war der Barmbeker Fußballfan Lotto King Karl zu Gast. Wer eher auf mondäne Open-Air-Erlebnisse steht, der hatte erst am Dienstagabend einen Pflichttermin in Winterhude: beim Konzert der französischen Band Phoenix.

Dies war, um es vorweg zu sagen, ein Stadtparkkonzert für die Galerie – weil vor klassischer Summer-in-theCity-Kulisse, die sich die Pop- und Freilichtbühnenfans immer wünschen, aber zu selten bekommen. Sonne ist schon auch wichtig.

Wichtiger vielleicht sogar noch als der Coolness-Faktor, der immer auch etwas mit dem richtigen Verhältnis zwischen der exklusiven Eingeweihtheit und einem Mindestmaß an Popularität, das die Qualitäten einer Band bezeugt, zu tun hat. Die französischen Feingeister von Phoenix, die aus dem hübschen Versailles stammen, sind bei der Indiepop- und Hipsterfraktion ein playlistmäßiges Muss. Bei Phoenix stimmt ja einfach ziemlich viel, was das Image der Musiker angeht: Der Sänger hat eine angesagte Regisseurin als Ehefrau (Sofia Coppola) und lebt größtenteils in New York, auch seine drei Bandkollegen sind polyglott, aber auf französische Art cool. Sie sind live ein Sextett und perfektionieren den Künstlerlook mit bisweilen nachlässig frisierter Kopf- und Gesichtsbehaarung und sprechen mit Akzent. Charterfolge haben sie seit ihrem letzten Langspieler „Wolfgang Amadeus Phoenix“ vor allem in den USA, als extrem gute Live-Band funktionieren sie aber auch in Deutschland und da selbst unter freiem Himmel, wie das Hamburger Konzert eindrucksvoll zeigte. Der Stadtpark-Abstecher der Franzosen war der dritte Deutschlandauftritt nach den Großveranstaltungen Rock am Ring/im Park, wo die Band um Thomas Mars ihre Befähigung zur Bespaßung der Massen unter Beweis stellte. Im Stadtpark spielten die Musiker vor etwa 2500 Leuten, gewohntes numerisches Terrain für Phoenix.

Einer ihrer Hits (vom neuen Album) heißt „Entertainment“, und mit ihm werden die Konzerte auf dieser Tour stets explosiv eröffnet. Das ist beinah wörtlich zu nehmen, denn der Phoenix-Sound ist auf totale Tanzbarkeit angelegt. Besser gesagt: auf Flummi-Tauglichkeit. Bei Phoenix-Konzerten wird viel in der Gegend herumgesprungen. Schön, dass sich die neuen Songs in Hamburg dazu so gut eigneten wie die älteren Hits. Ganz so viel Bewegungsdrang verspürte das Stadtparkpublikum zwar nicht, aber hüftsteif war es nun nicht wirklich – nachdem insbesondere der Performer Mars seinen Widerstand gebrochen hatte.

Die ganz alten Sachen performten Phoenix auch diesmal nicht, wobei sie auf „Too Young“ nicht verzichten wollten. Was ein hintersinniger Slogan für das Setting an diesem herrlichen Sommerabend war, zu dem sich neben den Mittdreißigern auf der Bühne viele ebenso Alte vor ebendieser gesellten. Status: jung geblieben.