Zum zweiten Mal lädt das Literaturhaus zu den Graphic Novel Tagen mit Zeichnern wie Isabel Kreitz und Nicolas Mahler. Der Trend hin zur gezeichneten Literatur ist ungebrochen.

Literaturhaus. In unseren medial aufgeladenen Zeiten ist die Frage danach, was real ist und was nicht, umso aktueller. Wirken manche Fotos und Filme in ihrer zugespitzten Gestaltung nicht wahrhaftiger als unser Alltag? Auch die „sprechenden Bilder“, denen sich das Literaturhaus von heute bis Donnerstag widmet, sind überhöhte und verfremdete, aufgekratztere und sensiblere Versionen der Wirklichkeit.

Zum zweiten Mal lädt das Haus am Schwanenwik zu den Hamburger Graphic Novel Tagen. Der Trend hin zur gezeichneten Literatur ist ungebrochen. Sie ist die popkulturelle Variante des klassischen Romans und die ausgeruhte Alternative zu den Bewegtbildern in Computer und TV. Andreas Platthaus und Christian Gasser, die die Graphic Novel Tage kuratieren, ist es ein besonderes Anliegen, lokale und internationale Comic-Künstler miteinander ins Gespräch zu bringen. Der katalanische Comic-Künstler Max und sein Hamburger Kollege Sascha Hommer tauschen sich beispielsweise darüber aus, wie sie ihre Außenseiterfiguren entwerfen (Mi, 19.30 Uhr, 12/9/7 Euro). Spannend dürfte es auch zugehen, wenn die Hamburger Zeichnerin Isabel Kreitz mit ihrer französischen Kollegin Annie Goetzinger über „Die Realität im Comic“ redet (Di, 19.30 Uhr, 12/9/7 Euro).

Die Werke der erfahrenen Künstlerinnen sind ein gutes Beispiel dafür, dass die Welt der Sprechblasen und Panels längst nicht mehr nur als kurzweiliges Blätter-Vergnügen für die Jugend abgetan werden kann. In ihrem Buch „Die Sache mit Sorge“ etwa erzählt Kreitz eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg. Seit mehr als vier Jahrzehnten wiederum veröffentlicht Annie Goetzinger Comics. Mit ihren 61 Jahren wird sie als Grande Dame der sogenannten neunten Kunst verehrt. Auch sie nimmt sich gerne geschichtlicher Themen an. So verarbeitete sie das Leben der französischen Schriftstellerin George Sand in ihrem Band „Aurore“.

Den altersübergreifenden Charakter des Genres betont der Auftaktabend. Unter dem Motto „Comics für Menschen zwischen 7 und 77“ trifft der britische Illustrator Luke Pearson auf seinen deutschen Kollegen Ulf K. alias Ulf Keyenburg (Mo, 19.30 Uhr, 12/9/7 Euro). Mit Hilda hat Pearson eine eigenwillige Mädchenfigur geschaffen, die er in eine märchenhafte Welt mit Elfen und Riesen schickt. In dieser fantastischen Geschichte steckt viel Realität, ist sie letztlich doch eine Parabel über friedliches Miteinander. Ulf K. wiederum erzählt mit „Pelle und Bruno Superflora“ von einer gärtnernden Katze und einem faulen Hund, der den Pflanzenwuchs mit einem Superdünger begünstigen will. Eine Story, die in farbkräftigen Bildern von der Hybris berichtet, die Natur beherrschen zu wollen.

Für ihre zweite Eröffnungsveranstaltung ziehen die Organisatoren ins Haus III&70 (Schulterblatt 73, Mo, 20Uhr, 8/6 Euro). Gemeinsam mit der Literatur-Altonale präsentiert Antje Flemming vom Literaturhaus einen Abend zu der tschechischen Graphic-Novel-Trilogie „Alois Nebel“. Zu Gast sind deren Schöpfer, der Schriftsteller Jaroslav Rudis und der Maler Jaromir99. Ihr Alois Nebel ist ein Einzelgänger, mit dem der Leser den Umbruch in Mittel- und Osteuropa erleben kann.

Zum Abschluss der Graphic Novel Tage spricht der Österreicher Nicolas Mahler, dessen Comicstrips aus „Zeit“ und „Titanic“ bekannt sind, von seinem Band „Alice in Sussex“, der bei Suhrkamp erschienen ist und literarische Querverweise von Melville bis Voltaire birgt (Do, 19.00 Uhr, 12/9/7 Euro). Eine ganz eigene fantastische Realität.

Graphic Novel Tage Mo–Do, Literaturhaus (U Mundsburg), Schwanenwik 38; weitere Infos unter: www.literaturhaus-hamburg.de