Musiker aus dem Projekt Young ClassX sowie dem Landesjugendorchester sind die Zukunft der Musikstadt Hamburg

Hamburg. Wie steht es um die Zukunft der Musikmetropole Hamburg? Bestens. Davon konnte man sich an diesem Wochenende gleich zweimal in der Laeiszhalle überzeugen. Am Freitag wurde hier mit dem Jahreskonzert (das vierte erst, kaum zu glauben) von The Young ClassX eine mitreißende Erfolgsgeschichte fortgesetzt. Das Projekt arbeitet mit großer Unterstützung der Otto Group an 54 Hamburger Schulen, hat 6500 Kinder und Jugendliche erreicht, fast aus dem Nichts Chöre gegründet und sammelt Orchestermusiker im Felix-Mendelssohn-Jugendsinfonieorchester und dessen Junior-Ableger.

Die integrative Kraft der Musik war mit Händen greifbar an diesem Abend und verzauberte die 600 Mitwirkenden und 2000 Zuhörer gleichermaßen. Bei The Young ClassX steht die Freude an der Musik, am Singen und Spielen im Vordergrund. Das reicht von Brahms- und Mozart-Sinfonien über Bartok bis zur Filmmusik aus James Bond, zu feinen Marimbafon-Klängen vom Young-ClassX-Solistenpreisträger Tom Postel, 15, und einem hinreißenden Duett mit Stargast Robeats virtuoser, gebälkerschütternder Vokal-Percussion – Popkonzert-Ausgelassenheit.

Was sich durchaus noch steigern ließ: zwei Chöre mit je 250 Schülerinnen und Schülern und ihren Solisten traten im zweiten Teil an, geleitet vom charismatischen Chorleiter Peter Schuldt. Dessen Hamburg Medley von „Äppel klaun“ bis „Hamburg, meine Perle“ samt Folksongs bei den Kleinen, Pop-Klassikern von Udo Lindenberg, Cy Coleman und Jon Bon Jovi bei den Großen rissen die Zuhörer zu Applausstürmen hin. Darauf kann die Musikstadt Hamburg stolz sein.

Darauf auch: Das Landesjugendorchester, das Top-Jugendensemble der Hansestadt, feierte am Sonnabend sein 45-jähriges Bestehen. Halb voll der Saal, der Stimmung tat das keinen Abbruch. Hier hat sich zur Freude am Dabeisein die Lust am professionellen Musizieren gesellt. Gemeinsam mit Ehemaligen spielte man, geleitet von Fausto Fungaroli, Schostakowitschs blechbläserstrahlende „Festive Overture“ und Victor de Sabatas feingewebte Tondichtung „Juventus“, eine Hymne auf das Jungsein, auf Ungestüm, Träumereien und den Sieg über das Böse in der Welt. Große Ehre für die jungen Musiker: Die Tochter des berühmten Komponisten saß im Publikum, zusammen mit ihrem Mann, dem Stardirigenten Aldo Ceccato.

Tschaikowsky zum Schluss: Die fünfte Sinfonie, ein Kraftakt für die jungen Musiker, und einer, der gut gelang. Von russischer Melancholie bis zum gewaltigen Marschfinale war das fein ausgearbeitet und mit großer Hingabe musiziert.

Was die Zukunft der Musikstadt Hamburg angeht, sind die jungen Musiker derzeit deutlich weiter und motivierter und mit mehr Spaß bei der Sache als alle Diskussionen rund um das Leuchtturm-Projekt Elbphilharmonie zusammen.